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Westhoffen – Wikipedia

Westhoffen

französische Gemeinde

Westhoffen (deutsch Westhofen im Elsass) ist eine französische Gemeinde mit 1693 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Kanton Saverne im Département Bas-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass und seit 2021 in der gleichnamigen Europäischen Gebietskörperschaft). Sie ist Mitglied der Communauté de communes de la Mossig et du Vignoble.

Westhoffen
Westhoffen (Frankreich)
Westhoffen (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Bas-Rhin (67)
Arrondissement Molsheim
Kanton Saverne
Gemeindeverband Mossig et Vignoble
Koordinaten 48° 36′ N, 7° 26′ OKoordinaten: 48° 36′ N, 7° 26′ O
Höhe 184–531 m
Fläche 20,65 km²
Einwohner 1.693 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 82 Einw./km²
Postleitzahl 67310
INSEE-Code
Website westhoffen.com
Rathaus (Mairie)
Evangelische Kirche

Geographie

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Der Flecken liegt im Unterelsass an der Elsässer Weinstraße, etwa 25 Kilometer westlich von Straßburg, neun Kilometer nordnordwestlich von Molsheim sowie vier Kilometer südlich von Wasselonne (Wasselnheim) am Fuße des 366 m ü. M. hohen Geiersteins und ist eine Nachbargemeinde von Balbronn (Balbronn).

Zwei kleine Bäche, der Kothbach und der Westerbach, fließen durch die fruchtbare Gemarkung und ergießen sich in die Mossig.

 
Gemeindekelter

Geschichte

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Mittelalter

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Gerberei Bury/Birri, rue Birris 29
 
Gerberei Bury/Birri (Detail)
 
Synagoge

Der Ort wurde im Jahr 739 als Westhoue erwähnt.[1] Westhofen war ein Lehen des Heiligen Römischen Reichs an die Herren von Lichtenberg.[2] Die Erstbelehnung erfolgte am 21. Oktober 1302.[3] In der Herrschaft Lichtenberg war es dem gleichnamigen Amt Westhofen zugeordnet.[4] 1332 erhielt Westhofen Stadtrecht, und zwar das von Hagenau.[5]

Nach Überfällen durch die Armagnaken 1444 und folgenden Missernten war die Stadt wirtschaftlich am Ende und die Einwohner wollten sie verlassen. Der Landesherr, Ludwig V. von Lichtenberg, schloss daraufhin mit den führenden Persönlichkeiten der Stadt einen Vertrag über den Wiederaufbau und gab dafür ein Darlehen mit großzügigen Rückzahlungsbedingungen, so dass die Stadt nicht verlassen wurde.[6]

Als 1480 mit Jakob von Lichtenberg das letzte männliche Mitglied des Hauses verstarb, wurde das Erbe zwischen seinen beiden Nichten, Anna und Elisabeth, geteilt. Anna hatte Graf Philipp I. (d. Ä.) von Hanau (1417–1480) geheiratet, über die das Amt Westhofen an die aus dieser Ehe entstehende Grafschaft Hanau-Lichtenberg kam.

Graf Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg führte 1545 in seiner Grafschaft die Reformation durch, sie wurde nun lutherisch.

Um 1650 gründete der Rotgerber Johann (Jean) Bury (1602–1665) aus Lixheim[7] seine erste Gerberei in Westhofen. Er war ein Onkel des Wasselonner Gastwirts David Bury d. J., Vater des Straßburger Rotgerbers Benjamin Bury (Gerberei Rue des Dentelles Nr. 12),[8] Gründer der ersten Papiermühle in Wasselnheim (später Papeterie Pasquay).[9][10]

Johann Burys Sohn, Jean-Jacques Bury[11] (* v. 1650–1704)[12] ließ um 1680 neben der Gerberei ein Sandsteinhaus im Renaissance-Stil mit einem Erker zur Straße hin bauen, die heute seinen Namen trägt: Burysgass (rue Birris).

Im Rahmen der Reunionspolitik Ludwigs XIV., die expansionistische Ziele verfolgte, beschlossen eigens für diesen Zweck eingerichtete ‚Reunionskammern‘, die der Landgier der französischen Krone einen Anstrich juristischer Legitimation verleihen sollten,[13] ab 1679 die Annexion erheblicher Teile der Grafschaft Hanau-Lichtenberg im Elsass durch das Königreich Frankreich. Aufgrund alter Verträge – meist bezogen auf mittelalterliche Lehensverhältnisse – wurde die angebliche historische Zugehörigkeit der zehn freien Reichsstädte im Elsass (Zehnstädtebund) sowie weiterer Gebiete zu Frankreich gerichtlich behauptet. Eigene Verträge der Reichsstädte und Reichsstände mit der Krone Frankreichs waren jedoch nie von Kaiser und Reich genehmigt worden.[14] Auf diesem Wege wurden das Amt Westhofen und Westhofen 1680 Frankreich einverleibt.[15] Diese Gebietsaneignungen galten schon im 17. Jahrhundert als unrechtmäßig und waren selbst innerhalb Frankreichs umstritten.

Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., fiel das Erbe – und damit auch Westhoffen – 1736 an den Sohn seiner einzigen Tochter, Charlotte, den Erbprinzen und späteren Landgrafen Ludwig (IX.) von Hessen-Darmstadt. Im Zuge der Revolution wurde das Amt Westhofen als Verwaltungseinheit aufgelöst.

Durch den Frankfurter Frieden vom 10. Mai 1871 kam das Gebiet an das deutsche Reichsland Elsaß-Lothringen, und das Dorf wurde dem Kreis Molsheim im Bezirk Unterelsass zugeordnet. Die Dorfbewohner betrieben Getreide- und Weinbau sowie Viehhandel. Nach dem Ersten Weltkrieg musste die Region aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags 1919 an Frankreich abgetreten werden. Im Zweiten Weltkrieg war das Gebiet von der deutschen Wehrmacht besetzt, und Das Dorf stand bis 1944 unter deutscher Verwaltung.

Westhoffen gehörte dem 1992 gegründeten Gemeindeverband Communauté de communes des Coteaux de la Mossig an, der 2017 in der Communauté de communes de la Mossig et du Vignoble aufging.

Demographie

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Im Jahr 1821 hatte der Flecken 2238 Einwohner, von denen zwei Drittel Evangelische und die übrigen teils Katholiken teils Juden waren. Die Evangelischen hatten einen eigenen Pfarrer, die Katholiken einen Pfarrverweser.[16]

Einwohnerzahlen[17]
Jahr 1798[18] 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2017
Einwohner 2383 1322 1348 1386 1416 1460 1590 1605 1651

Sehenswürdigkeiten

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Persönlichkeiten

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  • Gustav Kron (1878–1942), 1905 bis 1914 Lehrer der jüdischen Gemeinde, 1942 im Vernichtungslager Kulmhof ermordet
  • Victor Nessmann (1873–1944), von 1899 bis 1940 Pastor der evangelisch-lutherischen Gemeinde[19]
  • Victor Nessmann (1900–1944), Sohn des Pastors, in Westhoffen aufgewachsen, Arzt, Résistancekämpfer und Opfer des Nationalsozialismus, Namensgeber der Place Dr Nessmann

Literatur

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  • Martin Zeiller: Westhofen. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Alsatiae etc. (= Topographia Germaniae. Band 3). 1. Auflage. Matthaeus Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 68 (Volltext [Wikisource]).
  • Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. Untersuchungen über den Besitz, die Herrschaft und die Hausmachtpolitik eines oberrheinischen Herrengeschlechts. In: Schriften der Erwin-von-Steinbach-Stiftung. 2. Auflage. Band 10. Pfaehler, Bad Neustadt an der Saale 1985, ISBN 3-922923-31-3 (268 Seiten, Im Text unverändert, um eine Einführung erweiterter Nachdruck der Ausgabe Strassburg, Rhenus-Verlag, 1938).
  • Friedrich Knöpp: Territorialbestand der Grafschaft Hanau-Lichtenberg hessen-darmstädtischen Anteils. [maschinenschriftlich] Darmstadt 1962. [Vorhanden in Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Signatur: N 282/6].
  • Le Patrimoine des Communes du Bas-Rhin. Band 2, Flohic Editions, Charenton-le-Pont 1999, ISBN 2-84234-055-8, S. 1572–1575.
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Commons: Westhoffen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band I: Unter-Elsass. Friedrich Bull, Straßburg 1876, S. 629–630 (books.google.de).
  2. Eyer, S. 57, 128.
  3. Eyer, S. 130.
  4. Knöpp, S. 17; Matt, S. 9; Eyer, S. 239.
  5. Eyer, S. 228 f.
  6. Gisela Probst: Die Memoria der Herren von Lichtenberg in Neuweiler (Elsass). Adelphus-Teppiche, Hochgrab Ludwigs V. (gestorben 1471), Heiliges Grab (1478), Glasmalereien. Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 2015. ISBN 978-3-87157-241-8, S. 30f.
  7. Bulletin du Cercle généalogique d’Alsace. S. 124 (gallica.bnf.fr).
  8. Maisons de Strasbourg Rue des Dentelles 12 (früher Spitzegass Nr. 4), Maisons de Strasbourg Rue des Dentelles 12 (früher Spitzegass Nr. 5) maisons-de-strasbourg.fr.nf, abgerufen am 26. September 2022.
  9. Stadtarchiv Straßburg
  10. La nécrologie de Anne Bury (PDF) auf wasselonne.fr, abgerufen am 9. Januar 2022.
  11. Cercle généalogique d’Alsace – Sources: AC de Bischwiller – 67012F – AD 67 – archives en ligne – Copy Note église réformée française. S. 20, 162.
  12. Bulletin du Cercle généalogique d’Alsace. S. 118 (gallica.bnf.fr).
  13. Reunionskammern. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 16: Plaketten–Rinteln. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1908, S. 838–839 (Digitalisat. zeno.org).
  14. Elsass-Lothringen. Anhang zu: Hermann Schulze, Lehrbuch des deutschen Staatsrechtes. Zweites Buch: Das deutsche Reichsstaatsrecht. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1886, S. 354–389, insbesondere S. 355–356 (books.google.de).
  15. Maximilian du Prel: Die Deutsche Verwaltung in Elsass-Lothringen 1870-1879. Denkschrift mit Benutzung amtlicher Quellen. Karl J. Trübner, Straßburg 1879, S. 8, Ziffer 9 (books.google.de).
  16. Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass: Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente. Band 2, Straßburg 1825, S. 366–367, Ziffer 19 (books.google.de).
  17. Westhoffen auf der Seite des INSEE.
  18. Matt, S. 9.
  19. Westhoffen, paroisse luthérienne