Uettingen (früher auch Üttingen) ist eine Gemeinde im unterfränkischen Landkreis Würzburg und ein Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Helmstadt. Außer dem Pfarrdorf Uettingen gibt es keine weiteren Gemeindeteile.[2][3]
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 48′ N, 9° 44′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Unterfranken | |
Landkreis: | Würzburg | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Helmstadt | |
Höhe: | 232 m ü. NHN | |
Fläche: | 13,52 km2 | |
Einwohner: | 1933 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 143 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 97292 | |
Vorwahl: | 09369 | |
Kfz-Kennzeichen: | WÜ, OCH | |
Gemeindeschlüssel: | 09 6 79 196 | |
Gemeindegliederung: | 1 Gemeindeteil | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Im Kies 8 97264 Helmstadt | |
Website: | www.uettingen.de | |
Erster Bürgermeister: | Edgar Schüttler (CSU/Unabhängige und freie Wählergemeinschaft Uettingen) | |
Lage der Gemeinde Uettingen im Landkreis Würzburg | ||
Geographie
BearbeitenUettingen liegt im Aalbachtal und befindet sich im Landkreis Würzburg an der Bundesstraße 8.
Geologie
BearbeitenUettingen liegt am Rande der Fränkischen Platte. Die Bergkuppen in seiner Umgebung bestehen aus Muschelkalk. Darunter beginnt der Buntsandstein. Dazwischen liegt eine mergelig-tonige wasserundurchlässige Zwischenschicht, die an den Hanglagen oft ergiebige Quellhorizonte ergibt.
Nachbargemeinden
Bearbeiten- Holzkirchen
- Remlingen
- Greußenheim
- Waldbüttelbrunn (Ortsteil Roßbrunn)
- Helmstadt
Name
BearbeitenEtymologie
BearbeitenDem ursprünglichen Namen Ûotinga liegt der Personenname Uoto zugrunde, der durch das Zugehörigkeitssuffix -ing abgeleitet wurde.[4] Diese Schreibweise belegt eindeutig den alamannischen Ursprung des Ortsnamens.
Frühere Schreibweisen
BearbeitenFrühere Schreibweisen des Ortes aus diversen historischen Karten und Urkunden:[4]
- 772 Ûotinga (Schreibweisen um diese Zeit auch Votingen bzw. Otingen)
- 1319 Vetingen
- 1333 Vtingen
- 1359 Uetingen
- 1437 Uettingen
- 1933 Üttingen[5]
Geschichte
BearbeitenVorgeschichte
BearbeitenNeben Gefäßscherben aus der bandkeramischen Zeit wurde in Uettingen auch ein Beil aus der Bronzezeit gefunden. Um 300–400 dürfte man den Beginn der Siedlung ansetzen. Das Gebiet um Uettingen wurde ab 213 dem Reich der Alamannen bzw. Suebi zugehörig angesehen, welches man zwischen 481 und 506 dem gallischen Einflussbereich zurechnete. Schließlich war es von 511 an Bestandteil des Reiches von Metz, welches ab 584 als Austrasien bezeichnet und bis 751 als Ostteil des Frankenreichs eigenständig verwaltet wurde.
Erste offizielle Erwähnungen
BearbeitenAm 20. Januar 772 wurde Uettingen erstmals urkundlich erwähnt, als ein gewisser Alwalah seine Besitztümer, in Gegenwart König Karls des Großen, aus insgesamt 25 Ortschaften dem Kloster Fulda schenkte. Uettingen selbst jedoch befand sich im Besitz des Klosters Holzkirchen und fiel um 1165 an Wertheim. Zu dieser Zeit wurde das Gebiet in dem sich der Ort befindet als Waldsassengau bezeichnet.
Die Ütinger Artickel des Bauern Kleinhans
BearbeitenIn der Folge des aufkommenden Protestantismus und dem beginnenden Humanismus entstanden im Februar 1525 die 12 Artikel der Bauernschaft in Schwaben. In diesem deutschen Bauernkrieg trat auch ein angesehener und reicher Bauer namens Kleinhans (vermutlich „Kleins Hans“ als Kurzform von „Johann Klein“) aus Uettingen in den Vordergrund. Es gelang ihm, die Empörung der bäuerlichen Bevölkerung zu artikulieren und verfasste die sogenannten Ütinger Artickel. Darin erinnerte nur wenig an die 12 Artikel der Bauernschaft, da es im Wesentlichen ein lokales Konzept war. Auch kannte er keine Skrupel bei dem Versuch, seine Artikel durchzusetzen.
Die Artikel waren eine Rüge an die Forderung des Grafen von Wertheim, den Mönchen von Holzkirchen alles, was die Uettinger ihnen schuldig waren, in drei Tagen zu bezahlen. Andernfalls würde man den Besitz der Bürger verkaufen und damit ihre Schulden decken. Dies war wegen eines schlechten Erntejahres besonders hart. Ferner hatte der Graf die Freizügigkeit verboten, den Gemeinden Bürgerrechte entzogen, die Weideplätze verkauft und einen Reisigen zum Schultheißen gemacht.
Auf seine Artikel baute Kleinhans seine agitatorischen Umtriebe in der Umgebung auf, wobei er an Lügen und Drohungen nicht sparte. In Uettingen erreichte er leicht, dass man ihm die Leitung der Gemeinde übertrug. Nachdem der vom Grafen von Wertheim eingesetzte Schultheiß treu zu seinem Herrn stand, erklärte man ihn für abgesetzt und Kleinhans ließ sich zum Schultheiß machen.
Die erste Aktion galt dem Kloster Holzkirchen, besonders dessen Weinkeller. Beim Ausmarsch rief er „sy haben follen kasten“. Die Uettinger gingen mit dem Besitz nicht schonend um, sogar die letzten Weinfässer fanden Abnehmer. Eines Nachts setzte eine Uettinger Abordnung mit Kleinhans die Helmstadter unter Druck. Jetzt und gleich müsste man in die Bruderschaft gegen die Mönche und Pfaffen eintreten. Es folgten die Billingshäuser, Ober- und Unteraltertheim, die Lautenbacher, die Bettinger, die Dertinger, die Kembacher, die Höhefelder usw. Denen, die sich widersetzten, drohte er unmissverständlich: „ziecht ir, so sind ir nit, so wöllen wir euch niemen, was ir habt und wöllen euch des lands verjagen!“
Die Remlinger samt Schultheiß aber widerstanden, soweit bekannt, als einzige. Also sollte der Tauberbischofsheimer Haufe per Brief die Remlinger bekehren. Sie, die sich auch „christliche versamlung der neun stet“ nannten, hätten sich verpflichtet, „alles das das heilig evangelium uffricht, helfen uffrichten und alles das das heilig evangelium niederdruckt, helfen umstoßen“. Die Absage der Remlinger war bestimmt: Sie hätten mit Freuden gehört, gaben sie den Hauptleuten zur Antwort, wie der Haufe das heilige Evangelium aufrichten wollte, da sie selbst schon seit langer Zeit von der Gnade des allmächtigen Gottes die Wahrheit unseres Herrn Jesus Christus von Herzen begehrten; allein sie wüssten auch, dass das friedreiche Wort Gottes mit der Hand zu verfechten sich nicht gebühre. Dazu hätte Herrn Georg Graf zu Wertheim, seinerzeit ihr Herr, so viel Gnade gehabt und sie mit Fleiß gefördert und mit einem gelehrten Prediger versehen. Sie würden deshalb für diese brüderliche Aufforderung danken.
Dieses Verhalten muss auch bei der Deutung der Worte von Graf Georg berücksichtigt werden, als er sagte: „Hätte er in allen seinen Flecken evangelische Prediger gehabt, so würde er wohl dieses Aufruhrs überhoben gewesen sein“.
Wolfskeels
BearbeitenAb 1625 gehörte Uettingen schließlich zu den Freiherrn Wolfskeel v. Reichenberg.
Die neuere Geschichte
BearbeitenDas Rittergut der Freiherren Wolfskeel v. Reichenberg gehörte zum Fränkischen Ritterkreis, wurde 1806 durch das Großherzogtum Würzburg mediatisiert und fiel mit diesem 1814 an Bayern. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde.
1866 wurden im Mainfeldzug während der Gefechte bei Uettingen die letzten Kämpfe des Deutschen Krieges ausgetragen.
Religion
BearbeitenUettingen ist seit der Reformation eine evangelische Gemeinde, die aber mittlerweile zur Hälfte aus Katholiken besteht und seit den 1960er Jahren eine katholische Kirche hat.
Einwohnerentwicklung
BearbeitenJahr | Einwohner |
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1840 | 621 |
1871 | 734 |
1900 | 715 |
1925 | 719 |
1939 | 694 |
1950 | 1058 |
1961 | 955 |
1970 | 1145 |
1987 | 1401 |
1991 | 1574 |
1995 | 1715 |
2000 | 1849 |
2005 | 1920 |
2010 | 1892 |
2015 | 1920 |
2020 | 1857 |
Im Zeitraum 1988 bis 2018 stieg die Einwohnerzahl von 1443 auf 1894 um 451 Einwohner bzw. um 31,3 %. 2004 hatte die Gemeinde 1922 Einwohner. Quelle: BayLfStat
Politik
BearbeitenBürgermeister
BearbeitenBei der Kommunalwahl vom 15. März 2020 wurde Edgar Schüttler (CSU/UWG-FW) mit 76,80 % der Stimmen gewählt.[6] Sein Vorgänger war von Mai 2014 bis April 2020 Heribert Endres (CSU).
Gemeinderat
BearbeitenDie zwölf Sitze im Gemeinderat fielen auf den einzigen Wahlvorschlag, gemeinsam eingereicht von CSU mit Unabhängige und freie Wählergemeinschaft Uettingen.[7]
Allianz Waldsassengau
BearbeitenSeit dem 20. November 2014 ist Uettingen mit zwölf weiteren Gemeinden in der Allianz Waldsassengau organisiert.[8] Der Verein dient der interkommunalen Zusammenarbeit.
Wappen
BearbeitenBlasonierung: „Geteilt von Gold und Blau; oben ein wachsender schwarzer Mohr, eine natürliche Rose mit drei roten Blüten in der Rechten, unten nebeneinander zwei silberne heraldische Rosen.“[9] | |
Wappenbegründung: Das Wappen erinnert an zwei für den Ort bedeutende Adelsgeschlechter. Die Rosen sowie die Farben Blau und Gold sind dem Wappen der Grafen von Wertheim entnommen. Der Mohr mit der Rose ist dem Wappen der Grafen Wolffskeel entnommen. |
Partnergemeinden
BearbeitenDie Partnergemeinden sind Échillais und Coschütz. Die Partnerschaft zu diesen Gemeinden wurde durch den TSV Uettingen initiiert und wird weiterhin gepflegt.[10]
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Jörg Geuder (1861–1935), Gartenschriftsteller, Dichter und Sprachpfleger, war 1880–1884 Lehrer in Uettingen.
- Eberhard Graf Wolffskeel von Reichenberg (1875–1954), deutscher Major und Stabschef des stellvertretenden Kommandeurs der IV Osmanischen Armee.
- Luitpold Graf Wolffskeel von Reichenberg (1879–1964), Offizier, Erster Kommandeur der Bayerischen Fliegertruppe, Fliegerpionier
Literatur
Bearbeiten- Greiner-Bechert, Ulrich: Glück im Unglück in Uettingen. Geschichten um Andreas Triebig. Mannheim 2009.
- Schössler, Klaus: Uettingen. Besiedlung, Heimatbuch, Chronik und Bilddokumente. Uettingen 2002.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Gemeinde Uettingen in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 5. April 2021.
- ↑ Gemeinde Uettingen, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 4. Dezember 2021.
- ↑ a b Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S. 225 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Vgl. etwa Straßen- und Wegekarte. Verband der Raiffeisenkassen, 1933–1945.
- ↑ Bürgermeisterwahl 2020
- ↑ Gemeinderatswahl 2020
- ↑ Allianz Waldsassengau im Würzburger Westen. Verein. Archiviert vom am 29. Januar 2016; abgerufen am 28. Februar 2021.
- ↑ Eintrag zum Wappen von Uettingen in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- ↑ Partnergemeinde auf tsv-uettingen.de