Theben (altägyptisch im Neuen Reich Waset, sonst auch: Niut oder Niut-reset) war eine am Nil liegende altägyptische Stadt in Oberägypten. Homer nannte es das hunderttorige Theben in seiner Ilias (9. Gesang, V. 3. Gesang); das griechische Theben in Böotien nannte er dagegen siebentorig in der Odyssee (11. Gesang, V. 2. Gesang).
Antikes Theben mit seiner Nekropole | |
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UNESCO-Welterbe
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Kolonnade des Luxor-Tempels | |
Vertragsstaat(en): | Ägypten |
Typ: | Kultur |
Kriterien: | (i)(iii)(vi)
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Fläche: | 7.390,16 ha |
Pufferzone: | 443,55 ha |
Referenz-Nr.: | 87
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UNESCO-Region: | Arabische Staaten |
Geschichte der Einschreibung | |
Einschreibung: | 1979 (Sitzung 3) |
An der Stelle Thebens war zu Ende des 19. Jahrhunderts nur noch ein ausgedehntes Ruinenfeld zu beiden Seiten des Nils vorhanden. Das Tempel- und Stadtgebiet lag in einer Schwemmebene, die durch wiederkehrende künstliche Aufschüttungen immer weiter anwuchs. Als Schutzmaßnahme gegen die Nilflut erfolgte zusätzlich der Bau von Deichanlagen, die insbesondere die Tempelanlagen schützen sollten. Heute befindet sich in einem Teil von Theben-Ost eines der touristischen Zentren Ägyptens, die Stadt Luxor. Seit 1979 ist Theben in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes eingetragen.[1]
Von den Griechen der Ptolemäerzeit ist der Name Θῆβαι Thēbai (Theben) überliefert, aber auch die Bezeichnung Διὸς Πόλις Μεγάλη Diòs Pólis Megálē ‚große Stadt des Zeus‘, woraus in der Zeit des Römischen Reiches die Benennungen Thebae beziehungsweise Diospolis Magna abgeleitet wurden.[2] Das Gebiet von Theben umfasste spätestens seit dem Neuen Reich beide Nilseiten; es gliedert sich in Theben-Ost und Theben-West. Daneben existierte als weiterer Ort das nördliche „unterägyptische Theben“ in Tell el-Balamun.
Geschichte
BearbeitenTheben in Hieroglyphen | |||||
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Waset W3st „Die (Stadt) des Was-Zepters“ | |||||
Niut Njwt „Die Stadt“ | |||||
Niut-reset Njwt-rst „Südliche Stadt“ | |||||
Griechisch | Θῆβαι, Thēbai Διὸς Πόλις Μεγάλη, Diòs Pólis Megálē („Große Stadt des Zeus“) | ||||
Koptisch | Tape / Thaba[3] |
Das Gebiet von Theben wurde mindestens seit der mittleren Altsteinzeit von Menschen besiedelt. Die Gründung Thebens ist nicht überliefert. In die 4. Dynastie datieren zwei große Mastabas, die man in el-Tarif (Theben-West) ausgrub. An das Ende des Alten Reiches datieren einige dekorierte Felsengräber, die immerhin belegen, dass Theben schon in dieser Zeit besiedelt und wohl eine, wenn vielleicht eher kleine, Stadt war.
In die Geschichte tritt die Stadt erst mit der 11. Dynastie (2119 v. Chr.) ein. In dieser Zeit entwickelte sich Theben zur Hauptstadt des Landes. In el-Tarif finden sich die Gräber der frühen und in Deir el-Bahari die der späten 11. Dynastie. Obwohl zu Beginn der 12. Dynastie die Hauptstadt in den Norden verlegt wurde, blieb Theben eine bedeutende Stadt. Sesostris I. erweiterte den dortigen Tempel des Amun. Ausgrabungen haben gezeigt, dass die Stadt des Mittleren Reiches planmäßig in einem Schachbrettmuster angelegt worden ist und wohl damals schon ca. zwei Quadratkilometer umfasste.
In der 13. Dynastie gewann die Stadt weiter an Bedeutung. Der Hof scheint hier immer häufiger residiert zu haben. Es gibt zahlreiche Stiftungen von Statuen an den Amun-Tempel. Theben wurde in der weiteren Zweiten Zwischenzeit wieder Hauptstadt, nachdem der Norden des Landes von den Hyksos regiert wurde. Nach der Vertreibung der Hyksos und mit der Wiederherstellung der unter ihnen zerstörten Tempel, also unter der 18. Dynastie, entstanden die außerordentlichen Bauten, die, im Lauf der folgenden elf Jahrhunderte verschönert, vergrößert und vermehrt, die Stadt zum Wunder der Alten Welt erhoben haben.
Theben blieb zwar in der frühen 18. Dynastie eine wichtige Königsresidenz, Hauptkultort und auch Hauptnekropole des Landes, die eigentliche Verwaltungszentrale Ägyptens scheint sich aber schon früh wieder nördlich nach Memphis verlagert zu haben. Insbesondere nach der Regierungszeit Echnatons blieb die Stadt nur noch Hauptkultort des Landes und königliche Nekropole. Unter Tutanchamun zog der Hof endgültig nach Memphis. Doch konnte die aufstrebende, in ihrer nationalen Bedeutung keineswegs geschwächte thebanische Priesterschaft der Stadt während der Dritten Zwischenzeit zu nie geahntem Reichtum und Glanz verhelfen.
652 v. Chr. verwüsteten die Assyrer unter Assurbanipal die Stadt und deren Heiligtümer. Die Bibel verweist an mehreren Stellen auf diese und spätere Zerstörungen (Hes 30,14ff EU; Jer 46,25 EU; Nah 3,8 EU). Dort wird die Stadt Amon, beziehungsweise No-Amon genannt. Aus hebräischer Sicht wird damit die Bedeutung des Amun-Tempels in Theben unterstrichen.[4] Auch unter den Persern soll Theben stark gelitten haben und hat nie wieder zu seiner alten Bedeutung zurückfinden können. Die Verlegung der Residenz unter den letzten Dynastien nach den Städten des Nildeltas und der Aufschwung Alexandrias unter den Ptolemäern entzogen ihr die Lebenskraft. 84 v. Chr. brachte die Empörung gegen Ptolemaios IX. der Stadt schließlich den Untergang. Verbittert durch ihren dreijährigen Widerstand, zerstörte sie der König nach seinem Sieg über die Verteidiger, indem er Theben niederbrannte, sodass später Strabon hier nur einige ärmliche Ortschaften um die vier Haupttempel gruppiert fand. Die Stadt scheint sich aber recht schnell wieder erholt zu haben und blieb auch in römischer Zeit von einiger Bedeutung, obwohl sie ihre Bedeutung als Verwaltungssitz verlor. Sie wurde nun als „Diospolis magna“ bezeichnet. Nahe dem Luxortempel wurde eine Einheit römischer Soldaten stationiert. Am Ende des dritten Jahrhunderts wurde sie sogar für eine gewisse Zeit Hauptstadt der neu eingerichteten Provinz Thebais Superior. Der Luxortempel wurde in ein Legionslager umgebaut.[5]
Herodot berichtet, dass eine Schiffspassage auf dem Nil von Theben bis Heliopolis neun Tage dauere und eine Strecke von 4.860 Stadien beziehungsweise 81 Schoinen (etwa 900 Kilometer) beinhalte; von Theben nach Elephantine benötige man per Schiff drei Tage für die Strecke von 1.800 Stadien beziehungsweise 30 Schoinen (etwa 330 Kilometer). Für die Distanz von Theben bis zur Mittelmeerküste nennt Herodot eine Entfernung von 6.120 Stadien beziehungsweise 102 Schoinen (etwa 1.130 Kilometer).
Im 20. Jahrhundert errichtete das Deutsche Archäologische Institut Kairo mit dem Deutschen Haus ein Gästehaus für Archäologen.
Sehenswürdigkeiten
BearbeitenTheben-West in Hieroglyphen | |||||
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Imentet-Waset Jmntt-W3st Westliches Theben | |||||
Imentet-Niut Jmntt-Njwt Westliche Stadt | |||||
Westufer, vor dem Tal der Könige: Die Memnonkolosse |
Heute bezeichnet Theben häufig nur noch das Gebiet auf der westlichen Nilseite, also Theben-West. Luxor schließt gelegentlich den Ort Karnak mit ein und wird synonym zu Theben-Ost verwendet.
Theben-West (Westliches Nilufer)
BearbeitenNekropole und heutige Siedlungen am westlichen Nilufer:
- Medinet Habu mit dem großen Tempel des Ramses III.
- Qurna (Kurna) mit Totentempel des Sethos I. (Qurna)
- Die Königsgräber im Tal der Könige (Bibân el-Molûk)
- Deir el-Bahari (Dêr el-bahri) mit Totentempel der Hatschepsut und Totentempel des Mentuhotep II.
- Ramesseum
- Privatgräber in al-Asasif, el-Chocha, Scheich Abd el-Qurna und Dra Abu el-Naga
- Deir el-Medina (Dêr el-Medîne), das Dorf der Nekropolenarbeiter
- Tal der Königinnen (Bibân el-Harîm) mit den Königinnengräbern
- Qurnet Murrai mit Felsengräbern aus der 18./19. Dynastie (südwestlich vom Ramesseum)
- Memnonkolosse am Totentempel des Amenophis III.
Theben-Ost (Östliches Nilufer)
BearbeitenTempelanlagen und heutige Siedlungen am östlichen Nilufer:
- Luxor (Luksor) mit Flugplatz, dem modernen Ort Luxor, einem sehenswerten Museum sowie dem Luxor-Tempel.
- Karnak, ein kleines Dorf mit den Überresten des antiken Karnak mit Amun-Tempel, Chons-Tempel, Tempel des Month u. a. (Karnak-Tempel); mit andauernden Ausgrabungen im südlichen Bereich und Freilichtmuseum.
Literatur
Bearbeiten(chronologisch sortiert)
Überblick
Bearbeiten- Eberhard Otto: Topographie des thebanischen Gaues. Akademie-Verlag, Berlin 1952.
- Helen und Nigel Strudwick: Thebes in Egypt. A Guide to the Tombs and Temples of Ancient Luxor. British Museum Press, London 1999, ISBN 0-7141-1918-0.
- Sergio Donadoni: Theben. Heilige Stadt der Pharaonen. Hirmer, München 2000, ISBN 3-7774-8550-0.
- Detlef Franke: Theben und Memphis – Metropolen in Ägypten. In: Michael Jansen, Bernd Roeck (Hrsg.): Entstehung und Entwicklung von Metropolen (= Veröffentlichungen der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Stadtkulturforschung. [VIAS] Band 4). Verein der Freunde des Reiff, Aachen 2002, ISBN 3-936971-16-1 (Volltext als PDF).
- Alberto Siliotti: Luxor, Karnak and the Theban Temples. American University in Cairo Press, Kairo / New York 2002, ISBN 977-424-641-1.
- Delia Pemberton, Joann Fletcher: Das goldene Erbe der Pharaonen. Frederking & Thaler, München 2005, ISBN 3-89405-650-9.
Theben-West
Bearbeiten- Dieter Arnold: Die Tempel Ägyptens: Götterwohnungen, Baudenkmäler, Kultstätten. Artemis & Winkler, Zürich 1992, ISBN 3-86047-215-1, S. 132–153.
- Richard H. Wilkinson: Die Welt der Tempel im alten Ägypten. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-18652-4, S. 172–199.
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Antike Thebanische Stätten (Theben-West)
- The Theban Mapping Project
- TMP auf Deutsch
- Theben - Das Herz des Pharaonenreichs, Ägypten. ( vom 25. März 2002 im Internet Archive). Website zur Fernsehsendung Schätze der Welt des SWR.
- Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch und französisch).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ UNESCO World Heritage: Ancient Thebes with its Necropolis. In: whc.unesco.org. Abgerufen am 15. April 2010.
- ↑ Dios Polis. In: trismegistos.org. Abgerufen am 8. April 2010.
- ↑ Im memphitischen Dialekt hieß Theben Thaba.
- ↑ Thomas Schneider: Theben. In: Hans Dieter Betz u. a. (Hrsg.): Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. Band 8. 4. Auflage, Mohr Siebeck, Tübingen 2005, ISBN 3-16-146948-8, S. 218.
- ↑ Adam Łajtar: The Theban region under the Roman Empire. In: Christina Riggs (Hrsg.): The Oxford Handbook of Roman Egypt (= Oxford handbooks.). Oxford University Press, Oxford 2012, ISBN 978-0-19-957145-1, S. 173–174.
Koordinaten: 25° 43′ 14″ N, 32° 36′ 37″ O