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Provinz Sachsen – Wikipedia

Provinz Sachsen

preußische Provinz (1815-1944 und 1945)

Die Provinz Sachsen war eine preußische Provinz, zwischen dem Königreich Hannover (ab 1866 Provinz Hannover), Herzogtum Braunschweig, Kurfürstentum Hessen (ab 1866 Provinz Hessen-Nassau), den zehn (später acht) thüringischen Staaten und dem Königreich Sachsen sowie der preußischen Provinz Brandenburg gelegen. Sie wurde durch das aus mehreren Teilstücken bestehende Herzogtum Anhalt fast in eine nördliche und südliche Hälfte gespalten. Provinzhauptstadt (Sitz des Oberpräsidenten) war Magdeburg, der Provinziallandtag hatte seinen Sitz hingegen in Merseburg. Die historische Provinz Sachsen entspricht im Wesentlichen dem heutigen Land Sachsen-Anhalt (ohne Anhalt), dem Norden Thüringens (mit Erfurt, dem Eichsfeld, Nordhausen und Mühlhausen) und Anteilen der früheren Grafschaft Henneberg (mit Suhl und Schleusingen) sowie Teilen des heute südwestlichen Brandenburgs (Südfläming und Elbe-Elster-Land) und nordwestlichen Sachsens (aus Teilen des Landkreises Nordsachsen).

Preußische Provinz
Sachsen
Flagge Wappen
Fahne – Landesfarben der preußischen Provinz Sachsen Wappen der Provinz
Lage in Preußen
Rot: Lage der Provinz Sachsen in Preußen (blau)
Bestehen 1815–1944 und 1945
Provinzhauptstadt Magdeburg (Sitz des Oberpräsidenten)
Fläche 25.529 km² (1939)[1]
Einwohner 3.618.458 (1939)[1]
Bevölkerungsdichte 142 Ew./km²
Kfz-Kennzeichen I M
Entstanden aus Herzogtum Magdeburg, Altmark sowie Teile von Sachsen, Königreich Westphalen
Aufgegangen in Provinz Halle-Merseburg, Provinz Magdeburg, Thüringen
Heute Teil von Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen
Karte
Karte der Provinz

Geschichte (allgemein)

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In dieser zentral gelegenen Provinz vereinigte das Königreich Preußen seinen 1807 an Frankreich verlorenen und in den Befreiungskriegen bis 1815 zurückgewonnenen Altbesitz an der mittleren Elbe (Altmark, Magdeburg, Halberstadt, Mansfeld, Quedlinburg), mit den – ebenfalls 1807 verlorenen – Erwerbungen von 1802 (Eichsfeld, Erfurt, Mühlhausen und Nordhausen) sowie dem größten Teil der ihm auf dem Wiener Kongress zugesprochenen und als „Herzogtum Sachsen“ bezeichneten, vormals königlich sächsischen Territorien (Wittenberger Kreis, Thüringer Kreis um Weißenfels, Norden des Leipziger Kreises mit Delitzsch und Eilenburg sowie Norden des Meißnischen Kreises mit Torgau und Elsterwerda). Bedingt durch ihre Mittellage als westlichste der „sieben östlichen Provinzen des Königreichs“ grenzte diese Provinz 1815 an nicht weniger als 18 Mitgliedstaaten des Deutschen Bundes (1864 immerhin noch 14), darunter alle thüringischen Staaten, vor allem aber an die Königreiche Hannover und Sachsen, sowie an Kurhessen, Braunschweig (mit Amt Calvörde, Blankenburg und Kernland) und die anhaltischen Herzogtümer.

Zur Provinz gehörten – vor allem in Thüringen – zahlreiche Exklaven, darunter die Kreise Schleusingen und Ziegenrück, wodurch es sogar mit Bayern eine kurze gemeinsame Grenze gab (Exklaven Blankenberg und Sparnberg).

Während im dichter besiedelten Süden und in der Provinzhauptstadt Magdeburg zahlreiche Betriebe der Metall- und Textilindustrie, später auch der chemischen Industrie beheimatet waren, herrschte im Magdeburger Umland und in der Altmark die Landwirtschaft vor, zum Teil mit Spezialkulturen, wie den Zuckerrüben in der fruchtbaren Magdeburger Börde.

Das Herzogtum Magdeburg war aus dem weltlichen Herrschaftsbereich des Erzbischofs von Magdeburg hervorgegangen. Nach den Bestimmungen des Westfälischen Friedens von 1648 wurde dieses längst lutherisch gewordene Territorium nach dem Tod des letzten Administrators, Herzog August von Sachsen-Weißenfels, im Jahre 1680 säkularisiert und als Herzogtum dem Kurfürsten von Brandenburg (als Entschädigung für den verlorenen Anspruch auf Vorpommern) zugesprochen.

Zum 1. Juli 1944 wurde die Provinz Sachsen aufgeteilt in die Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg, während der Regierungsbezirk Erfurt der Verwaltung des Reichsstatthalters in Thüringen unterstellt wurde. 1945 wurde die Provinz Sachsen durch Zusammenlegung der Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg mit dem Land Anhalt in neuer Form als „Provinz Sachsen-Anhalt“ wiedergegründet. Die Auflösung des preußischen Staates durch das Kontrollratsgesetz Nr. 46 hatte dann die Konstituierung des Landes Sachsen-Anhalt zur Folge. Landeshauptstadt wurde Halle.

Am längsten hielten sich die Grenzen der Provinz Sachsen im kirchlichen Bereich in Form der Kirchenprovinz Sachsen der Evangelischen Kirche, die bis Ende 2008 bestand.

Gebiet und Einwohnerentwicklung

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Auf einer Fläche von 25.529 Quadratkilometern lebten im Mai 1939 3.618.458 Einwohner.[1]

Jahr Einwohner[2][3][4]
1816 1.180.413
1843 1.614.492
1871 2.103.174
1880 2.312.007
1890 2.580.010
1900 2.832.616
1910 3.089.275
1925 3.277.476
1933 3.400.592
1939 3.618.458

Verwaltungsgeschichte

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Die Provinz Sachsen wurde 1815 gebildet und erhielt den Rang eines Herzogtums. Sie umfasste im Wesentlichen die bereits vor 1800 zu Preußen gehörigen Gebietsteile Magdeburg und Halberstadt, die 1802 an Preußen gelangten ehemaligen Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen sowie Erfurt (zuvor seit 1807 als Fürstentum Erfurt direkt dem französischen Kaiser unterstellt) und darüber hinaus die vom Königreich Sachsen an Preußen abgetretenen Gebiete Wittenberg, Merseburg, Naumburg, Mansfeld, Querfurt und Henneberg mit deren Umland (Aufzählung nicht abschließend). Andere ebenfalls an Preußen abgetretene Gebiete Sachsens (vor allem die Nieder- und die nordöstliche Oberlausitz) wurden den Provinzen Schlesien bzw. Brandenburg zugeordnet. In die neue Provinz Sachsen wurden auch die Altmark (zwischen 1807 und 1813 beim Königreich Westphalen) einschließlich der früheren hannoverschen Exklaven um Klötze eingegliedert. 1932 erhielt sie noch die einst hannoverschen Gebiete um Ilfeld und Elbingerode. 1941 gab es einen Gebietstausch: Die Provinz Sachsen gab die Stadt Hornburg und die Gemeinden Isingerode und Roklum ab und erhielt dafür vom Freistaat Braunschweig den Flecken Hessen und den bislang braunschweigischen Teil von Pabstorf.

Die Provinz Sachsen bestand im Wesentlichen aus zwei durch das Herzogtum Anhalt räumlich getrennten Teilen und hatte mehrere Exklaven. Sie hatte drei Regierungsbezirke (Magdeburg, Merseburg und Erfurt). Am 1. Juli 1944 wurde der hessen-nassauische Kreis Herrschaft Schmalkalden dem Regierungsbezirk Erfurt eingegliedert und dieser dem Reichsstatthalter in Thüringen unterstellt sowie die restliche Provinz Sachsen in die beiden Provinzen Magdeburg und Halle-Merseburg aufgeteilt. Schon ein Jahr später wurden auf Befehl des Oberst-Kommandierenden der Sowjetischen Militäradministration die Provinzen Halle-Merseburg und Magdeburg mit dem Land Anhalt und die zur Sowjetischen Besatzungszone gehörenden Teile des Landes Braunschweig (um Blankenburg und Calvörde) zu einem einheitlichen Gebiet, der Provinz Sachsen, zusammengelegt und diese in die drei Verwaltungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Dessau unterteilt. Eine kleine Ausnahme bildete die zum Landkreis Haldensleben gehörende Gemeinde Preußisch Offleben, die mit der benachbarten braunschweigischen Gemeinde Offleben baulich verwachsen war und in diese eingegliedert wurde. Nach Genehmigung durch den Chef der Sowjetischen Militäradministration Marschall Sokolowski am 3. Dezember 1946 erfolgte die Umbenennung in Provinz Sachsen-Anhalt und die bisherige Provinzialverwaltung in Provinzialregierung[5] und 1947 in Land Sachsen-Anhalt. Letzteres wurde bei der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 Bestandteil der DDR; es wurde im Juli 1952 mit der Gebietsreform in der DDR wieder aufgelöst. Es entstanden hieraus im Wesentlichen die Bezirke Halle und Magdeburg. Dabei wurden einige ehemals sächsische Gebiete im Osten (u. a. Delitzsch, Eilenburg, Torgau und Schkeuditz bereits 1950) dem aus dem Land Sachsen (wurde in drei Bezirke aufgeteilt) entstandenen Bezirk Leipzig angegliedert, andere Teile (Kreise Schweinitz und Liebenwerda) dem Bezirk Cottbus.

Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde das Land Sachsen-Anhalt mit leicht veränderten Grenzen im Wesentlichen aus den Bezirken Halle und Magdeburg (Landeshauptstadt) wieder errichtet, siehe Sachsen-Anhalt.

Verwaltungsgliederung der Provinz Sachsen (bis 1944)

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Stadtkreise

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  1. Aschersleben (1901–1950)
  2. Burg (1924–1950)
  3. Halberstadt (1817–1825 und 1891–1950)
  4. Magdeburg
  5. Quedlinburg (1911–1950)
  6. Stendal (1909–1950)

Landkreise

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  1. Calbe a./S.
  2. Gardelegen
  3. Halberstadt
  4. Haldensleben
  5. Jerichow I
  6. Jerichow II
  7. Oschersleben (Bode)
  8. Osterburg
  9. Quedlinburg
  10. Salzwedel
  11. Stendal
  12. Wanzleben
  13. Wernigerode (von 1900 bis 1932 Grafschaft Wernigerode)
  14. Wolmirstedt

Stadtkreise

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  1. Eisleben (1908–1950)
  2. Halle a. d. Saale
  3. Merseburg (1921–1950)
  4. Naumburg a. d. Saale (1914–1950)
  5. Weißenfels (1899–1950)
  6. Wittenberg (Lutherstadt) (1922–1950)
  7. Zeitz (1901–1950)

Landkreise

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  1. Bitterfeld
  2. Delitzsch
  3. Eckartsberga (Sitz: Kölleda)
  4. Liebenwerda
  5. Mansfelder Gebirgskreis
  6. Mansfelder Seekreis
  7. Merseburg
  8. Naumburg
  9. Querfurt
  10. Saalkreis
  11. Sangerhausen
  12. Schweinitz
  13. Torgau
  14. Weißenfels
  15. Wittenberg
  16. Zeitz

Stadtkreise

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  1. Erfurt (1816–1818, seit 1872)
  2. Mühlhausen (1892–1950)
  3. Nordhausen (1882–1950)

Landkreise

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  1. Erfurt (bis 1932)
  2. Grafschaft Hohenstein (Landratsamt in Nordhausen)
  3. Heiligenstadt
  4. Langensalza
  5. Mühlhausen
  6. Schleusingen
  7. Weißensee
  8. Worbis
  9. Ziegenrück

Oberpräsidenten

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Landeshauptmänner

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Provinziallandtag

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  • 1921: SPD 22,7 % – 25 Sitze | DNVP 19,1 % – 21 Sitze | KPD 17,3 % – 19 Sitze | DVP 14,6 % – 16 Sitze | USPD 10,9 % – 12 Sitze | DDP 10,0 % – 11 Sitze | Zentrum 3,6 % – 4 Sitze | Landbund 1,8 % – 2 Sitze
  • 1925: SPD 29,7 % – 34 Sitze | NOB 17,3 % – 20 Sitze | KPD 15,4 % – 18 Sitze | DNVP 10,7 % – 12 Sitze | Arbeit und Ordnung 6,7 % – 7 Sitze | DDP 4,8 % – 5 Sitze | Zentrum 3,9 % – 4 Sitze | DNVP/Landbund 3,4 % – 4 Sitze | Sparer und Rentner 2,2 % – 3 Sitze | DVP 1,6 % – 2 Sitze | DSP 1,2 % – 2 Sitze | DFVP 1,1 % – 1 Sitz | WP 0,9 % – 1 Sitz
  • 1929: SPD 31,1 % – 37 Sitze | DNVP 14,9 % – 17 Sitze | KPD 13,7 % – 16 Sitze | DVP 8,6 % – 10 Sitze | WP 6,1 % – 8 Sitze | NSDAP 5,8 % – 7 Sitze | DDP 4,1 % – 5 Sitze | Zentrum 3,8 % – 5 Sitze | CNBL 2,9 % – 4 Sitze | Landbund 2,5 % – 4 Sitze
  • 1933: NSDAP 48,1 % – 54 Sitze | SPD 21,4 % – 25 Sitze | KPD 12,8 % – 15 Sitze | DNVP 13,5 % – 14 Sitze | Zentrum 3,7 % – 5 Sitze
    (An 100 % fehlende Stimmen = nicht im Provinziallandtag vertretene Wahlvorschläge.)

Literatur

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  • Pestalozziverein der Provinz Sachsen (Hrsg.): Die Provinz Sachsen in Wort und Bild. Verlag von Julius Klinkhardt, Berlin 1900 (Reprint: Naumburger Verlagsanstalt, 1990, ISBN 3-86156-007-0)
  • Steffen Raßloff: Preußisches Kernland. Die Provinz Sachsen. In: Sachsen-Anhalt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2020 (Sutton Verlag), ISBN 978-3-96303-162-5. S. 82 f.
  • Mathias Tullner: Geschichte des Landes Sachsen-Anhalt. Magdeburg 2001, ISBN 3-8100-3145-3.
  • Franz Heinrich Ungewitter: Die preußische Monarchie nach den zuverlässigsten Quellen geographisch, statistisch, topographisch und historisch ausführlich und übersichtlich dargestellt. Ein Handbuch für Staats- und Communalbehörden, so wie zum Privatgebrauch. Nicolai, Berlin 1859, S. 797–834 (Google Books).
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Commons: Provinz Sachsen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 1939/40 (Digitalisat).
  2. Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, Der Regierungsbezirk Magdeburg, S. 326 (Digitalisat [abgerufen am 5. Mai 2016]).
  3. Handbuch der Provinz Sachsen. Rubachsche Buchhandlung, Magdeburg 1843, Neustadt-Magdeburg, S. 79 (Digitalisat [abgerufen am 6. Juni 2016]).
  4. Michael Rademacher: P_sachsen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  5. Handbuch des Landtages Sachsen-Anhalt bearbeitet im Auftrag des Landtagspräsidiums von Kurt Schwarze, Erstem Vizepräsidenten des Landtages. Mitteldeutsche Verlagsgesellschaft, Halle 1947, S. 99.