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Lokalfarbe – Wikipedia

Lokalfarbe

Farbton eines Gegenstands in der Malerei

Die Lokalfarbe oder Gegenstandsfarbe (auch Dingfarbe, Eigenfarbe, farbiger Eigenwert, Gedächtnisfarbe, Körperfarbe, Lokalton, Materialfarbe, Oberflächenfarbe oder Objektfarbe) ist eine Farbfunktion und gibt die charakteristische, objektive Farbe eines Gegenstandes wieder. Die Lokalfarbe ist im Allgemeinen durch Modellierung, Schattierung und Spitzlichter (Glanzlichter, Lichtreflexe) beeinflusst. Selten ist sie einfarbig-flächig. Mit den Hell-Dunkel-Abstufungen entstehen meist starke plastische Wirkungen, die sogenannte Körperillusion. Die Lokalfarbe besitzt in der gegenständlichen Kunst die Aufgabe, Gegenstände zu bezeichnen und abzubilden.[1]

Allegorie der Künste von Sebastiano Ricci. Die Gegenstände (Buch, Hautfarbe, Himmel, Kleidung) sind in ihrer Lokalfarbe dargestellt.

Beschreibung

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In der mittelalterlichen Buchmalerei finden sich einfarbig-flächige Lokalfarben. Lediglich in den Gesichtern und im Untergewand des Königs sind Schatten vereinfacht dargestellt.

Die Lokalfarbe ist die Farbigkeit, die im mittleren, natürlichen Tageslicht erkennbar ist. Auf den Gegenstand fällt weißes Licht, das in allen Spektralfarben reflektiert werden kann. Dabei ist die vom Gegenstand angenommene Farbigkeit von chemischen Strukturen[2][3] des Gegenstandes abhängig. Die reflektierten Anteile führen zu einer wahrgenommenen Mischfarbe, der Lokalfarbe des Gegenstandes. Beispielsweise erscheint der Gegenstand rot, wenn er hauptsächlich rotes Licht reflektiert. Werden alle Spektralbereiche in voller Stärke reflektiert, erscheint er weiß, bei geringerer Lichtmenge im Schattenbereich grau.[4] Eine Malerei, die mit Lokalfarben gestaltet ist, wirkt abgeschlossen, fixiert und objektiv.[5]

Farbkonstanz

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Wenn ein Gegenstand nicht mit weißem Licht beleuchtet wird, erscheint er dennoch in seiner Lokalfarbe. Unser visuelles Wahrnehmungssystem weist eine Farbkonstanz (chromatische Adaption) auf, d. h. ein bekannter Gegenstand besitzt für uns – unabhängig von Beleuchtungsunterschied, Blickwinkel, Entfernung, Helligkeit, Schatten und Umgebung – im Wesentlichen eine vorherrschende Farbe, diese entspricht der Lokalfarbe. Gras wirkt auch im rötlichen Abendlicht grün.[6]

Verwendung

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Einfarbig-flächige Lokalfarben im Wappen von Burgau. Der Himmel ist blau, der Turm ist weiß, die Tannen und die Wiese sind grün.

Die Lokalfarbe findet Verwendung in der naturalistischen Malerei, vor allem in der Renaissance, im Barock, Klassizismus, in der Romantik, im Realismus, Surrealismus, Fotorealismus, wie auch in Architektur, Druckmedien, Filmen, Fotografie oder Werbung.

  • Einfarbig-flächige Lokalfarben (ohne Modellierung, Schattierung und Spitzlichter) finden sich z. B. in der mittelalterlichen Buchmalerei, in Wappen, Comics und Vektorgrafiken. Auch Kinder verwenden beim Malen einfarbige Lokalfarben. Sie malen eine Wiese grün, den Himmel blau und ein Dach rot.[7]
  • Weitaus häufiger erscheinen Lokalfarben mit Modellierung, Schattierung und Spitzlichtern. Im Gemälde z. B. von Sebastiano Ricci erscheinen die Objekte und Personen in ihrer „natürlichen“ Farbe: der Himmel ist blau, das in Leder gebundene Buch in der rechten unteren Ecke des Bildes hat einen braunen Einband. Ein symbolischer Gehalt, wie beim roten Umhang, bleibt hiervon unberührt.

Erweiterung

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In älteren Comics sind die Lokalfarben einfarbig-flächig aufgetragen.

Insgesamt finden sich immer auch Mischformen aus Lokalfarbe und anderen Farbfunktionen. Die spätmittelalterliche Malerei verbindet z. B. oft Lokalfarbigkeit mit Symbolfarben. Im Gegensatz zur Lokalfarbe bezieht die Erscheinungsfarbe die Farbreflexe der Umgebung mit ein, etwa wenn bei einer weißen Vase auf einem blauen Tischtuch die Schattenseite einen blauen Schimmer bekommt. Den Gesamtton eines Bildes beschreibt der Begriff Raumfarbe.

Einzelnachweise

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  1. Stefan Jordan, Jürgen Müller (Hrsg.): Lexikon Kunstwissenschaft. Hundert Grundbegriffe. Stichwort: Farbe. Verlag Philipp Reclam jun., Stuttgart 2012, ISBN 978-3-15-010844-4, S. 111.
  2. Anmerkung: Ein undurchsichtiger, farbiger Körper reflektiert einige Spektralfarben, ein durchsichtiger, farbiger Körper lässt einige Spektralfarben durch. (Roman Sexl, Ivo Raab, Ernst Streeruwitz: Der Weg zur modernen Physik. Eine Einführung in die Physik. S. 59.)
  3. Herbert Schöttle: Workshop Kunst. Unterrichtsideen für die Klassen 5–10. Band 1: Farbe / Malerei. Schöningh Verlag, Paderborn 2004, ISBN 978-3-14-018110-5, S. 84.
  4. Roman Sexl, Ivo Raab, Ernst Streeruwitz: Der Weg zur modernen Physik. In: Eine Einführung in die Physik. 1. Auflage. Band 2. Verlag Moritz Diesterweg, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-425-05062-1, S. 58 und 59.
  5. Guschti Meyer: Sprache der Bilder. Kunst verstehen: Form, Farbe, Komposition. 15. Kapitel: Auffassung der Farbe. E. A. Seemann Verlag, Leipzig 2011, ISBN 978-3-86502-280-6, S. 208.
  6. Klaus Eid, Michael Langer, Hakon Ruprecht: Grundlagen des Kunstunterrichts: Eine Einführung in die kunstdidaktische Theorie und Praxis. 5., überarbeitete und erweiterte Auflage. Ferdinand Schöningh, Paderborn u. a. 2000, ISBN 3-8252-1051-0, S. 18 und 19.
  7. Klaus Eid, Michael Langer, Hakon Ruprecht: Grundlagen des Kunstunterrichts. Eine Einführung in die kunstdidaktische Theorie und Praxis. 5., überarbeitete und erweiterte Auflage. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2000, ISBN 3-8252-1051-0, S. 150.