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Lakh – Wikipedia

Lakh

indischer Zahlenwert, entspricht Einhunderttausend

Lakh (Hindi लाख lākh [lɑːkʰ]; von Sanskrit लक्ष lakṣa [ˈlʌkʂʌ]; englisch auch lac(k)) ist das südasiatische Zahlwort für „einhunderttausend“, auch für „eine unbestimmte große Menge“.[1] Varianten des Wortes kommen in allen indischen Sprachen sowie im indischen Englisch vor.

Anwendung

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Im indischen Zahlensystem werden zunächst die drei niedrigsten Stellen und anschließend jeweils zwei Stellen gruppiert. 1 Lakh, also 100.000, wird als 1,00,000 ausgedrückt. Eine Stadt mit 11,4 Millionen Einwohnern wie Bengaluru hat „114 lakh people“, numerisch „114,00,000 people“. Als Pluralform kommt auch Lakhs vor.

Die Abkürzung lautet L. Komprimierte Formen wie ₹5L für 5 Lakh Rupien sind verbreitet. 100 Lakh, zehn Millionen Einheiten entsprechend, sind 1 Crore.

 
Verteilung indoarischer Mehrheitssprachen

Verbreitung

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Varianten des Zahlwortes Lakh kommen in mehreren Sprachfamilien Südasiens und in Ostafrika vor.

Indoarische Sprachen
Assamesisch লাখ lakhBengalisch লাখ lakh, লক্ষ lokkhoDhivehi lakkaGujarati લાખ lākhHindi लाख lākhKashmiri lachKonkani लाख lākh, ಲಕ್ಷ lakṣaMarathi लाख lākh, लक्ष lakṣa – Nepali लाख lākhOriya ଲକ୍ଷ lôkhyôPanjabi ਲੱਖ, لکھ lakkhRomani लाख lakhSanskrit लक्ष lakṣáSindhi لک lakhuSinghalesisch ලක්ෂ lakshaUrdu لاکھ lākh
Iranische Sprachen
Paschtunisch لاکھ lakh
 
Verteilung dravidischer Mehrheitssprachen
Dravidische Sprachen
Kannada ಲಕ್ಷ lakshaMalayalam ലക്ഷം lakshamTamil லட்சம் laṭchamTelugu లక్ష lakṣhaTulu ಲಕ್ಷ laksha
Indisches Englisch
Schon in einer frühen gedruckten Quelle, der 1613 erschienenen Pilgerfahrt von Samuel Purchas, heißt es in zeitgenössischer Schreibung: „Euery Crow is a hundred Leckes, and euery Lecke a hundred thousand Rupias“; deutsch: „Jede Crore ist einhundert Lakh, und jede Lakh einhunderttausend Rupien“. 1975 schrieb die Bangladesh Times: „The Finance Minister said that the government had already increased the ceiling of private investment for setting up industries from Tk 25 lakh to Taka three crore“; deutsch: „Der Finanzminister sagte, dass die Regierung bereits die Höchstgrenze privater Investitionen zur Gründung von Industriebetrieben von Tk 25 Lakh auf Taka drei Crore erhöht habe.“[2]
Swahili
In Tansania mit seiner traditionellen Präsenz indischer Kaufleute[3] werden 100.000 Schillinge als 1 Lakh, Laki oder Lakhi bezeichnet.[4]

Eigene Schreibungen und Aussprachen erlangte Lakh als Fremdwort in Ostasien, etwa im Japanischen mit 洛叉 (Kanji), らくしゃ (Hiragana), rakusha (Romaji), ラーク rāku (Katakana) oder im Hochchinesischen mit 洛叉 luòchā.

Im Thailändischen kommt das Zahlwort หลัก Lak (von Pali lakkha oder Sanskrit laksa) nur in historischen oder religiösen Texten vor. Auch das moderne Standard-Thai hat aber – wie andere Tai-Sprachen – ein eigenes Wort für hunderttausend: แสน Saen.

Herkunft des Wortes

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Die Etymologie des Wortes ist nicht gesichert. Lakh ist vermutlich weitläufig mit den ebenfalls in der indoeuropäischen Ursprache wurzelnden deutschen Wörtern Lachs und legen verwandt, nicht aber mit Lack.

Auf der Suche nach der sprachlichen Wurzel für das deutsche Wort Lachs schlug der Sprachwissenschaftler Paul Thieme in den 1950er Jahren drei Ansätze vor. Der erste bezog sich auf lākh: Das Wort stamme über das altindische lakṣā von ur-indoeuropäisch *loḱs- „Lachs“ ab und habe zunächst „unübersehbare Menge“ wegen der gewaltigen Fischschwärme bedeutet, woraus „100.000“ entstand. Eine zweite Möglichkeit sah Thieme im Nomen lakṣá „Spieleinsatz“, das zunächst unter Fischern für einen wertvollen Losanteil an der Fangbeute benutzt worden sein könnte.[5] Dafür, so der Germanist Willy Krogmann, komme hingegen die indogermanische Wurzel *legh „legen“ in Betracht, die für lakṣá eine Ursprungsbedeutung „Einlage“ vermuten lasse.[6] Thiemes dritter Vorschlag, auch lākṣā „roter Lack“ heranzuziehen, wurde ebenfalls verworfen. Unter Zustimmung seiner Fachkollegen führte Manfred Mayrhofer die Etymologie von lākṣā auf die indoeuropäische Farbbezeichnung *reg- „färben, röten“ zurück.[7]

Auch wegen einiger Parallelen in anderen Sprachen stieß Thiemes Vorschlag, Lakh mit Lachs zu verbinden, auf Zustimmung. Im Altägyptischen wird „100.000“ durch die Hieroglyphe der Kaulquappe bezeichnet; ihr Name hfn hat zugleich die Bedeutung „unzählig“. Im Chinesischen dient das Zeichen für Ameise auch für „10.000“, im Semitischen hat das Wort für Rind auch die Bedeutung „1000“.[8] Nur der italienische Indogermanist Vittore Pisani fand den Ansatz indiskutabel.[9] Kluges Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache führte in seinem Artikel Lachs den Hinweis auf das Zahlwort von der 17. Auflage (1957) bis zur 21. Auflage (1975), zuletzt „ohne etymologische Sicherheit“.[10]

Thieme begründete 1953 seinen ersten Vorschlag, zu lākṣā „roter Lack“ ein Adjektiv *lākṣa „lachsig, rot“ zu stellen, semantisch mit dem rötlichen Lachsfleisch. Der Philologe Karl Lokotsch hatte hingegen 1927 das Sanskritwort lākṣā gesamthaft mit „Marke, Fleck; hunderttausend“ übersetzt und Lack hinzugestellt, „nach den unzähligen Insekten Cocca ilicis, welche durch ihren Stich auf Quercus coccifera die harzige Absonderung bewirken“; hieraus sei lākh „hunderttausend“ entstanden.[11] Kluges Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache übernahm diese Erklärung von der 11. Auflage (1934) bis zur 17. Auflage (1957), folgt aber seit der 18. Auflage (1960) Mayrhofers Ableitung aus *reg- „färben, röten“ und altindisch ráyjati „färbt sich, rötet sich“.[12] Dies hat die Verbreitung von Lokotschs Deutung auch in neueren Publikationen nicht verhindert.[13]

Die Wurzel *loḱs- bezog sich allerdings ursprünglich nicht auf den Lachs (Salmo salar), der in Indien nicht vorkommt. Gemeint waren Unterarten der Meerforelle (Salmo trutta trutta), die im Zuge indoeuropäischer Wanderungen ins nordöstliche Europa ihren Namen an den zuvor unbekannten Fisch Salmo salar abgaben.[14] Die Herkunft von altindisch lakṣā war Teil der Debatte um das Lachsargument und damit um die indogermanische Urheimat.

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. Oxford English Dictionary, 2. Auflage 1989, s. v.
  2. zitiert nach dem Oxford English Dictionary, 2. Auflage 1989, s. v.
  3. dazu etwa Nina Grube: Die indische Diaspora in Tansania zwischen Transnationalismus und Lokalität. Hamburg 2008
  4. Pat Caplan: African Voices, African Lives. Personal narratives from a Swahili village. London, New York 1997, Ss. 3, 214, Digitalisat. – Jan Blommaert: State Ideology and Language in Tanzania. Second and Revised Edition. Edinburgh 2014, S. 127, Digitalisat
  5. Paul Thieme: Der Lachs in Indien. In: Zeitschrift für vergleichende Sprachwissenschaft, Band 69, 1951, S. 209–216. Ders.: Die Heimat der indogermanischen Gemeinsprache. In: Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse, 1953, Nr. 11, Wiesbaden 1954, S. 535–614, Digitalisat. Ders.: The Indo-European Language. In: Scientific American, Oktober 1958, S. 74
  6. Willy Krogmann: Das Lachsargument. In: Zeitschrift für vergleichende Sprachwissenschaft, Band 76, 1960, S. 173
  7. Manfred Mayrhofer: Altindisch lakṣā. Die Methoden einer Etymologie. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Band 105, 1955, S. 175–183. Aus semantischen Gründen sei dieser Vorschlag Thiemes zweifellos akzeptabel, „undoubtedly acceptable“, jedoch nicht aus etymologischen, meinten Vacláv Blažek u. a.: Old Prussian Fish-names. In: Baltistica, Band 39, 2004, S. 112–114. Die Lack-Hypothese Thiemes ist erwähnt in Thomas W. Gamkrelidse, Wjatscheslaw W. Iwanow: Die Frühgeschichte der indoeuropäischen Sprachen. In: Spektrum der Wissenschaft, Dossier: Sprachen, 2006, S. 50–57, online. Zur Lack-Hypothese ablehnend auch Walter Porzig: Die Gliederung des indogermanischen Sprachgebiets. Heidelberg 1954, S. 184
  8. Willy Krogmann: Das Lachsargument. In: Zeitschrift für vergleichende Sprachwissenschaft, Band 76, 1960, S. 173f. Zustimmend auch Vacláv Blažek u. a.: Old Prussian Fish-names. In: Baltistica, Band 39, 2004, S. 112–114. Karl Menninger: Zahlwort und Ziffer. Eine Kulturgeschichte der Zahl, 3. Auflage, Göttingen 1979, S. 132, Digitalisat.
  9. „non […] nemmeno da discutere“, Vittore Pisani, in: Paideia, Band 6, 1951, S. 184, zitiert nach Paul Thieme: Die Heimat der indogermanischen Gemeinsprache. In: Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse, 1953, Nr. 11, Wiesbaden 1954, S. 553 Anm. 4
  10. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 17. Aufl. 1957 bis 21. Aufl. 1975, alle s. v. Lachs
  11. Karl Lokotsch: Etymologisches Wörterbuch der europäischen Wörter orientalischen Ursprungs, Heidelberg 1927, Nr. 1295, Digitalisat
  12. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 11. Aufl. 1934 bis 25. Aufl. 2011, alle s. v. Lack
  13. so etwa Kay Dohnke: Die Lack-Story. 100 Jahre Farbigkeit zwischen Schutz, Schönheit und Umwelt. München, Hamburg 2000, S. 82
  14. A. Richard Diebold, Jr.: The Evolution of Indo-European Nomenclature for Salmonid Fish: The Case of, Huchen’ (Hucho spp.). Washington 1985, ISBN 0-941694-24-0 (= Journal of Indo-European Studies, Monograph Series 5)