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Josephinische Landesaufnahme – Wikipedia

Josephinische Landesaufnahme

erste umfassende Landkartenprojekt im Herrschaftsbereich der Habsburgermonarchie

Die Josephinische Landesaufnahme, auch Erste Landesaufnahme, ist das erste umfassende Landkartenprojekt (Landesaufnahme) im Herrschaftsbereich der Habsburgermonarchie der 1760er bis 1780er Jahre. Sie ist nach dem Erzherzog von Österreich und römisch-deutschen Kaiser Joseph II. benannt.

Josephinische Landesaufnahme – regionale Verteilung der Zeiten der Landesaufnahme

Die 3.589 handgezeichneten farbigen Kartenblätter (später erweitert auf 4.096 Sektionen) umfassen die Habsburgischen Erblande; sie werden im Kriegsarchiv des Österreichischen Staatsarchivs aufbewahrt und wurden 2016 in das Nationale Dokumentenerberegister „Memory of Austria“ der UNESCO aufgenommen[1].

Wien und Umgebung
Gebirgsgegenden sind nur schematisch dargestellt (Rax)
Edlitz und das Pittental
Wienerwald bei Purkersdorf, Gablitz und dem Tal des Wienflusses

Entstehung und Umfang

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Anstoß für die Landesaufnahme gaben militärische Überlegungen. Im Siebenjährigen Krieg 1756 bis 1763 hatte sich das Fehlen verlässlicher Landkarten für die österreichischen Truppen als großer Nachteil erwiesen. Feldmarschall Daun schlug Maria Theresia 1764 vor, ihre Länder von Offizieren des Generalstabes (Generalquartiermeisterstab) kartographisch aufnehmen zu lassen. In der Zeit vorher war die Erstellung von Landkarten Angelegenheit privater Grundeigner gewesen, die einschlägige Karten zur Dokumentation ihres Besitzes anfertigen ließen. Am 13. Mai 1764, nach Genehmigung durch die Kaiserin, erteilte der Hofkriegsrat entsprechende Befehle zu einer ersten umfassenden Landesaufnahme. Die Arbeiten wurden in Böhmen und Mähren begonnen.

Die Josephinische Landesaufnahme wurde unter der Regentschaft von Maria Theresia begonnen und unter Joseph II. abgeschlossen. Die Karten sind handgezeichnet und hatten zunächst den Maßstab 1 Wiener Zoll: 400 Wiener Klafter (etwa 1:28.800). Neben den punktuellen Höhenkoten wurden zur Darstellung der Höhenentwicklung über die Fläche Schraffuren, die die lokale Steigung und Richtung der Falllinie nachzeichnen, genutzt und noch nicht Höhenschichtlinien. Aus den Blättern der Landesaufnahme wurden Landkarten im vierfach verkleinerten Maßstab von ca. 1:115.200 abgeleitet. Diese Blätter werden ebenfalls als „Josephinische Landesaufnahme“ bezeichnet.

Als ein Vorläufer der Josephinischen Landesaufnahme gilt die Carte des environs de Schönbrun et ceux de Laxemburg des Südwestens von Wien aus dem Jahr 1755. Autor dieser Karte war Jean-Baptiste Brequin de Demenge.

Die Josephinische Landesaufnahme umfasste schließlich über 4.000 Blätter aus den Jahren 1763 bis 1785. Im Einzelnen wurden die folgenden habsburgischen Landesteile erfasst:

Region Jahr Übersicht
Herzogtum Ober-Schlesien 1763  
Königreich Böhmen 1764–1767  
Markgrafschaft Mähren 1764–1768  
Österreichische Niederlande 1764–1771  
Temescher Banat 1769–1772  
Großfürstentum Siebenbürgen 1769–1773  
Banal Grenze 1773–1775  
Distrikt Bukovina 1773–1776  
Österreich unter der Enns 1773–1781  
Karlstädter Generalat 1774–1775  
Oberösterreich mit Innviertel und Grafschaft Neuburg 1775–1777 und 1779–1780  
Galizien und Lodomerien 1779–1783  
Slavonische Militärgrenze 1780  
Walachisch-Illyrisches Banater Militär-Regiment 1780–1784  
Deutsch Banater Militär-Regiment 1769–1772  
Warasdiner Generalat 1781–1782  
Provinz Slavonien 1781–1783  
Königreich Ungarn 1782–1785  
Provinz Kroatien 1783–1784  
Innerösterreich 1784–1785  

Tirol blieb anfangs ausgenommen, da bereits seit 1774 das Kartenwerk Atlas Tyrolensis im Maßstab 1:103.800 von Peter Anich und Blasius Hueber vorlag. Die genaue Aufnahme von Tirol, 1803 begonnen, blieb unvollendet und musste 1806 wegen der Französisch-Bayerischen Okkupation abgebrochen werden.[2]

Bis 1806 entstanden weitere Einzelblätter, die auch Gebiete aus Südwestdeutschland (Vorderösterreich) und kleinere Teile der Schweiz, Frankreichs, Venedigs erfassten.[3]

Die Landesaufnahme existierte ursprünglich nur in zwei Ausfertigungen, je eine für den Kaiser und den obersten Feldherrn. Sie wurde geheim gehalten. Die Blätter sind – je nach Engagement der mitarbeitenden Personen – von unterschiedlicher graphischer, aber auch technischer Qualität. Die einzelnen Blätter haben keine einheitliche vermessungstechnische Grundlage (keine Triangulation) und können daher nicht ohne Weiteres zu größeren Einheiten zusammengefügt werden.

Die Karten der Josephinischen Landesaufnahme sind im Österreichischen Staatsarchiv/Kriegsarchiv zugänglich.

Die Josephinische Landesaufnahme wurde dann ab 1807 durch die Franziszeische (2.) Landesaufnahme ersetzt.

Beispiele für Blätter der Josephinischen Landesaufnahme

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Siehe auch

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Literatur

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  • Ernst Hillbrand: Die Kartensammlung des Kriegsarchivs Wien. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs. Bd. 28, 1975, S. 183–196.
  • Ernst Hofstätter: Beiträge zur Geschichte der österreichischen Landesaufnahmen. Ein Überblick der topographischen Aufnahmeverfahren, deren Ursprünge, ihrer Entwicklungen und Organisationsformen der vier österreichischen Landesaufnahmen. 2 Bände. Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, Wien 1989.
  • Robert Rill: Die Anfänge der Militärkartographie in den habsburgischen Erblanden: Die Josephinische Landesaufnahme von Böhmen und Mähren nach hofkriegsrätlichen Quellen. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs. Bd. 49, 2001, S. 183–202.

Regionales:

  • Wilfried Beimrohr, Tiroler Landesarchiv: Spezialkarte Tirol, Vorarlberg und Liechtenstein 1823. 2006 – Informationsblatt zur Josephinischen und Franziszeischen Landesaufnahme und zur Spezialkarte Karte der gefürsteten Grafschaft Tyrol nebst Vorarlberg und dem angrenzenden Souverainen Fürstenthum Liechtenstein, astronomisch trigonometrisch vermessen, topographisch aufgenommen, reduzirt und gezeichnet im Jahre 1823 (PDF, tirol.gv.at).
  • Vincenc Rajšp (Projektleiter): Slovenija na vojaškem zemljevidu 1763 – 1787 Opisi. 7 Bände. Ljubljana 1995–2001 (Josephinische Landesaufnahme 1763–1787 für das Gebiet der Republik Slowenien, Landesbeschreibung).
  • Zdzisław Budzyński, Waldemar Bukowski, Bogusław Dybaś, Andrzej Janeczek, Zdzisław Noga (Redaktionskollegium): Die Josephinische Landesaufnahme von Galizien 1779 – 1783. 15 Bände. Wien 2012–laufend (Josephinische Landesaufnahme für die historische Region Galizien, Landesbeschreibung).
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Karten online:

Commons: First Military Mapping Survey of Austrian Empire – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. https://www.unesco.at/kommunikation/dokumentenerbe/memory-of-austria/verzeichnis/detail/article/josephinische-landesaufnahme-der-habsburgermonarchie
  2. Wilfried Beimrohr: Die Erste und die Zweite Landesaufnahme von Tirol. Tiroler Landesarchiv, 2007 (pdf, tirol.gv.at).
  3. Österreichisches Staatsarchiv. Archivplan Kontext. Kartensammlung. Signatur AT-OeStA/KA KPS KS (Archivierungsgeschichte, archivinformationssystem.at).