iBet uBet web content aggregator. Adding the entire web to your favor.
iBet uBet web content aggregator. Adding the entire web to your favor.



Link to original content: http://de.m.wikipedia.org/wiki/Hawad
Hawad – Wikipedia

Hawad

nigrischer Schriftsteller und Kalligraf

Hawad (* 1950 in Niger nördlich von Agadez; eigentlich Mahmoudan Hawad) ist ein in Frankreich lebender nigrischer Schriftsteller und Kalligraf.

Hawad

Leben und Wirken

Bearbeiten

Hawad stammt aus einer nomadisch lebenden Tuareg-Familie[1] aus dem Hochgebirge Aïr im Norden Nigers.[2] Er bereiste in seiner Jugend Algerien, Libyen und Tunesien, wo er mit dem Sufismus und anderen mystischen Strömungen in Berührung kam. Im Alter von 17 Jahren brach er zu einer längeren Karawanenreise auf, die ihn über Ägypten bis nach Bagdad führte. Als er 1969 nach Niger zurückkehrte, hatten sich die Lebensbedingungen durch die einsetzende Dürre, die zur Hungersnot der 1970er und 1980er Jahre führte, deutlich verschlechtert. Hawad lebte daraufhin zwei Jahre lang in Europa, wo er sich der Hippie-Bewegung anschloss. Nach einer erneuten Rückkehr in den Aïr[1] ließ er sich in Aix-en-Provence in Südfrankreich nieder.[2] Er ist mit der französischen Sozialanthropologin Hélène Claudot-Hawad verheiratet.

Hawad verfasst Lyrik und Prosa[3] mit surrealistischen Zügen.[4] Seine Werke entstehen durch mündlichen Vortrag in der Tuareg-Sprache, der in einem zweiten Schritt von ihm gemeinsam mit seiner Frau ins Französische übertragen wird.[3] Hawad illustriert seine Bücher mit Schriftzügen aus der Tifinagh-Schrift, die dekorativen Charakter haben. Seine Kalligrafie bezeichnet er selbst als furigraphie (eine Wortzusammensetzung aus Furor und Graphie).[5] Zentrale Themen seiner Texte sind die Rebellion sowie Episoden aus der Geschichte und Gegenwart der Tuareg. Wiederkehrende Metaphern für sein Tuareg-Bild sind der Durst – als Erfahrung des Wüstenlebens – und die kontinuierliche Bewegung, die im von manchen Tuareg praktizierten Nomadismus ihre Entsprechung findet.[3] Der in Niger kaum bekannte Hawad hat in erster Linie eine westliche Leserschaft.[4] Er steht anarchistischen Traditionen nahe und äußert seine Verbundenheit mit den Zapatistas und Chicanos, zugleich praktiziert er in Bezug auf seine Ethnie einen europäisch orientierten Nationalismus. Vom Islam, der bei den Tuareg verbreiteten Religion, distanziert er sich.[3] Tourismus als Einnahmequelle für seine Herkunftsregion lehnt er wegen dessen möglicher neokolonialistisch-orientalistischer Ausrichtung ab.[2] Hawads Werke wurden zum Teil ins Italienische und Niederländische übersetzt. Übersetzungen ins Arabische besorgte der Lyriker Adonis.[6]

Literatur

Bearbeiten
  • Saley Boubé Bali: Hawad et la poésie de l’errance. In: Ecriture. Nr. 42: Littératures du Niger. Lausanne 1993, S. 171–179.
  • Gérard Martin: Hawad: l’écriture nomade. In: Marie-Clotilde Jacquey (Hrsg.): Littérature nigérienne (= Notre librairie. Nr. 107). CLEF, Paris 1991, S. 82–85.
  • Jean-Dominique Pénel, Amadou Maïlélé: Littérature du Niger. Rencontre. Volume I: Kélétigui Mariko, Mamani Abdoulaye, Idé Oumarou, Yazi Dogo, Hawad, Ibrahim Issa. L’Harmattan, Paris 2010, ISBN 978-2-296-12858-3, Kapitel V: Hawad, S. 205–238.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b David Porter: Eyes to the South. French Anarchists and Algeria. Mit einem Vorwort von Sylvain Boulouque. AK Press, Oakland / Edinburgh / Baltimore 2011, ISBN 978-1-84935-076-1, S. 445.
  2. a b c Christopher Wise: Hawad. In: Simon Gikandi (Hrsg.): Encyclopedia of African Literature. Routledge, London 2003, ISBN 0-415-23019-5, S. 303.
  3. a b c d Christopher Wise: Hawad. In: Henry Louis Gates, Jr., Emmanuel Akyeampong (Hrsg.): Dictionary of African Biography. Oxford University Press, New York 2012, ISBN 978-0-19-538207-5, S. 43.
  4. a b Abdourahmane Idrissa, Samuel Decalo: Historical Dictionary of Niger. 4. Auflage. Scarecrow, Plymouth 2012, ISBN 978-0-8108-6094-0, S. 260.
  5. Jean-Dominique Pénel: Hawad : de l’espace morcelé à l’espace dilaté. In: Christiane Albert, Rose-Marie Abomo-Maurin, Xavier Garnier, Gisèle Prignitz (Hrsg.): Littératures africaines et territoires. Karthala, Paris 2011, ISBN 978-2-8111-0512-9, S. 207–208.
  6. Joe Lockard: Le Coudre Grinçant de l’Anarchie. In: Bad Subjects. 2. Juni 1999, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. August 2012; abgerufen am 12. September 2015 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bad.eserver.org