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Erwin Kostedde – Wikipedia

Erwin Kostedde

deutscher Fußballspieler

Erwin Kostedde (* 21. Mai 1946 in Münster) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler. Der Torjäger – 98 Tore in der Bundesliga – hat in der deutschen Fußballnationalmannschaft drei Länderspiele absolviert.

Erwin Kostedde
Personalia
Geburtstag 21. Mai 1946
Geburtsort MünsterDeutschland
Größe 177 cm
Position Mittelstürmer
Junioren
Jahre Station
SC Münster 08
Saxonia Münster
Preußen Münster
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1965–1967 Preußen Münster 35 (18)
1967–1968 Meidericher SV 19 0(5)
1968–1971 Standard Lüttich 67 (51)
1971–1975 Kickers Offenbach 129 (80)
1975–1976 Hertha BSC 26 (14)
1976–1978 Borussia Dortmund 48 (18)
1978 Union Solingen 2 0(0)
1978–1979 Standard Lüttich 15 0(6)
1979–1980 Stade Laval 34 (21)
1980–1982 Werder Bremen 75 (38)
1982–1983 VfL Osnabrück 30 (12)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1974–1975 BR Deutschland 3 0(0)
Stationen als Trainer
Jahre Station
1986–1987 SuS Wulferdingsen
FC Lübbecke
DJK Germania Mauritz
1991 Bremer SV
1994–1995 Sportfreunde Oesede
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Vereinskarriere

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Der Sohn eines afroamerikanischen GIs und einer deutschen Mutter[1] erlernte das Fußballspielen in der Jugend von SC Münster 08, TuS Saxonia Münster und Preußen Münster.[2] Einer seiner damaligen Trainer war Ex-Nationalspieler „Fiffi“ Gerritzen.[2] Aus der A-Jugend führte Kosteddes Weg 1965 direkt in die 1. Mannschaft der Preußen. 1967 wechselte Kostedde in die Bundesliga zum Meidericher SV, 1968 in die erste belgische Liga zu Standard Lüttich, wo er 1971 mit 26 Toren Lothar Emmerich als besten Torschützen der Ersten Division ablöste.[3] Rückblickend äußerte sich Kostedde im Jahr 2016 zu diesem Lebensabschnitt: „Ich war jung, habe gespielt wie ein junger Gott. Alles ist mir zu Kopf gestiegen.“[2] Ab 1971 spielte der Stürmer bei Kickers Offenbach, deren Bundesliga-Rekordtorschütze er bis heute ist. Er wechselte 1975 für 650.000 D-Mark zu Hertha BSC[4] und 1976 zu Borussia Dortmund. Nächste Station war noch einmal Standard Lüttich. In dieser Zeit wurde er „brauner Bomber“ genannt, was ihm eigener Aussage zufolge missfiel: „Keiner hat mich gefragt, ob mir das gefällt.“[2] Bei Stade Laval wurde er 1980, gemeinsam mit Delio Onnis, Torschützenkönig der höchsten französischen Spielklasse. Von 1980 bis 1982 spielte er dann für Werder Bremen und beendete seine Karriere schließlich beim VfL Osnabrück.

Der damalige Werder-Manager Rudi Assauer äußerte sich 1980 über die Verpflichtung von Erwin Kostedde für Bremen wie folgt:

„Bei uns braucht der Kostedde nicht mehr zu laufen, es genügt, wenn er im gegnerischen Strafraum steht und mit seinem Hintern noch Tore macht.“[5]

In 219 Bundesligaspielen erzielte er 98 Tore.[6] Bei Grüber wird seine Gesamtzahl der Tore in den Rundenspielen von 1965/66 bis 1982/83 bei Preußen Münster (Regionalliga West 1965/66), MSV Duisburg (Bundesliga), Standard Lüttich (Belgien), Kickers Offenbach (RL Süd, Bundesliga), Hertha BSC (Bundesliga), Borussia Dortmund (Bundesliga), Union Solingen (2. BL Nord), Standard Lüttich (Belgien), Stade Laval (Frankreich), Werder Bremen (2. BL Nord, Bundesliga) und VfL Osnabrück (2. Bundesliga 1982/83) mit 264 Toren angegeben.[7]

Das im November 1994 gegründete Fanmagazin der Offenbacher Kickers trägt ihm zu Ehren den Titel Erwin.[8]

Nationalmannschaft

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In der Nationalmannschaft kam Kostedde 1974 und 1975 dreimal zum Einsatz[9] und war der erste schwarze deutsche Nationalspieler.[10] Sein Debüt gab er am 22. Dezember 1974 in Gżira beim 1:0-Erfolg in der EM-Qualifikation gegen Malta. Am 12. März 1975 verlor er mit der Nationalmannschaft im Freundschaftsspiel gegen England im alten Wembley-Stadion 0:2 vor 100.000 Zuschauern und wurde in der 75. Minute gegen Jupp Heynckes ausgewechselt.[11] Sein drittes und zugleich letztes Spiel bestritt er am 11. Oktober 1975 beim 1:1 im EM-Qualifikationsspiel gegen Griechenland.

Nach der Zeit als Spieler

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Kostedde ist Diplom-Sportlehrer.[12] Er verlor nach Karriereende seine Ersparnisse von über einer Million DM durch einen dubiosen Anlageberater und trainierte eine Zeitlang im Amateurbereich.[2]

1990 wurde er verhaftet wegen des Verdachts, einen Raubüberfall auf eine Spielhalle in Coesfeld begangen zu haben und verbrachte Monate in Untersuchungshaft, bevor er von dem Vorwurf freigesprochen wurde.[13] Für seine ungerechtfertigte Inhaftierung erhielt er 3000 DM als Haftentschädigung.[2] Die Ermittlungen waren von gravierenden Fehlern geprägt. Bei der Gegenüberstellung wurde einer Zeugin nur Kostedde präsentiert, obwohl das Gesetz sechs Personen vorschreibt. „Wir hielten es für ausgeschlossen, im Raum Coesfeld noch fünf Farbige aufzutreiben“, sagte der Dienststellenleiter vor Gericht.[14] In Münster gab es damals jedoch hunderte dunkelhäutige Studenten.[15]

Im Jahr 2021 war Erwin Kostedde Teil der Dokumentation Schwarze Adler des Streaminganbieters Prime Video, die den von deutschen Nationalspielerinnen und Nationalspielern erfahrenen Rassismus in Deutschland zum Gegenstand hat.[16]

Er lebt in Everswinkel,[17] war seit den späten 1960er Jahren mit seiner 2019 verstorbenen Ehefrau Monika verheiratet und hat einen Sohn.[2][18]

Erfolge und Ehrungen

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Literatur

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  • Alexander Heflik: Erwin Kostedde – Deutschlands erster schwarzer Nationalspieler. Die Werkstatt, Bielefeld 2021, ISBN 978-3-7307-0573-5.
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Einzelnachweise

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  1. Die Mutter musste ihren Sohn allein großziehen, seinen Vater kennt Kostedde nicht. In: Westfälische Nachrichten. Nr. 299, 24. Dezember 2014, Sport S. 1.
  2. a b c d e f g Westfälische Nachrichten: In Westfalen schließt sich der Kreis – Fußball: Der frühere Bundesliga-Star Erwin Kostedde feiert heute seinen 70. Geburtstag, Lokaler Sport, Münster, Alexander Heflik, Nr. 117.
  3. Topschutters Belgische eerste klasse. In: nieuwsblad.be. 6. Mai 2008, abgerufen am 13. März 2016 (niederländisch).
  4. Kicker Sportmagazin Nr. 54 vom 1. Juli 1975, S. 20.
  5. Fritz Stemme: Die Solidarität der letzten Chance. In: Der Spiegel. Nr. 17, 1986, S. 194–196 (online).
  6. Matthias Arnhold: Erwin Kostedde – Matches and Goals in Bundesliga. In: Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation. 23. September 2015, abgerufen am 1. Oktober 2015.
  7. Walter Grüber: Fußball-Torjägerstatistik Deutschland. Books on Demand GmbH. Norderstedt 2011, ISBN 978-3-8448-6248-5. S. 203
  8. Agnes Schönberger: OFC-Fanmagazin: Gegen Rassismus, für die Offenbacher Kickers. In: Frankfurter Rundschau. 19. Februar 2020
  9. Matthias Arnhold: Erwin Kostedde – International Appearances. In: Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation. 23. September 2015, abgerufen am 1. Oktober 2015.
  10. DFB: Erwin Kostedde: Der erste dunkelhäutige Nationalspieler. 23. Dezember 2014
  11. Deutscher Fußball-Bund: Länderspiele 1974/75. In: DFB. Abgerufen am 20. Mai 2021 (deutsch).
  12. Werner Schmitz: Was macht eigentlich … Erwin Kostedde. Interview. Der Stern, 9. Oktober 2001, abgerufen am 3. März 2023.
  13. Arvid Kaiser: Fußballer und Geld: Schlechter Rat ist teuer. In: manager-magazin.de. 13. Februar 2007, abgerufen am 13. März 2016.
  14. Udo Muras: Der Nationalspieler, der unschuldig im Knast saß. Die Welt, 24. Dezember 2014, abgerufen am 27. März 2023.
  15. Harald Pistorius: Erwin Kostedde: Traum und Albtraum eines Besatzungskindes. Neue Osnabrücker Zeitung, 28. Dezember 2014, abgerufen am 27. März 2023.
  16. Es gibt nur eine Rasse: Mensch. In: hr-fernsehen.de. 8. April 2021, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. April 2021; abgerufen am 15. April 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hr-fernsehen.de
  17. Jochen Koch: Erwin Kostedde im Interview: „Brauner Bomber“ erinnert sich an erfolgreiche OFC-Zeiten. In: op-online.de. 26. August 2017, abgerufen am 27. August 2017.
  18. Westfälische Nachrichten, Sport, 24. Dezember 2014, S. 1, Nr. 299.
  19. Oktober 1974 – Kostedde (0:13 min). In: Tor des Monats (Sportschau)