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Chang’e 6 – Wikipedia

Chang’e 6 (chinesisch 嫦娥六號 / 嫦娥六号, Pinyin Cháng'é Liùhào) ist eine unbemannte Mondsonde der Nationalen Raumfahrtbehörde Chinas, bestehend aus einem Orbiter, einem Lander und einem Rover.[8] Die Sonde wurde im Mai 2024 mit einer Trägerrakete vom Typ Langer Marsch 5 vom Kosmodrom Wenchang auf Hainan gestartet[9] und brachte im Folgemonat bis zu 2 kg Bodenproben zurück zur Erde.[10][11] Als Landeort befanden sich drei Stellen auf der erdabgewandten Seite des Mondes bei 43°±2° südlicher Breite und 154°±4° westlicher Länge im südlichen Teil des Apollo-Kraters in der näheren Auswahl.[12] An einer dieser Stellen landete Chang’e 6 am 1. Juni 2024 um 22:23 Uhr (UTC).[8] Der Orbiter wartete nach dem Anflug auf einer S-förmigen Bahn in einem rückläufigen Orbit, wie er auch bei den bemannten Mondlandungen zum Einsatz kommen soll,[13] auf die Aufstiegsstufe mit den Bodenproben.[14]

Chang’e 6

Attrappe von Chang’e 5 und Chang’e 6
NSSDC ID CHANG-E-6
Missions­ziel ErdmondVorlage:Infobox Sonde/Wartung/Missionsziel
Auftrag­geber CNSAVorlage:Infobox Sonde/Wartung/Auftraggeber
Träger­rakete Langer Marsch 5Vorlage:Infobox Sonde/Wartung/Traegerrakete
Startmasse 8,25 tVorlage:Infobox Sonde/Wartung/Startmasse
Instrumente
Vorlage:Infobox Sonde/Wartung/Instrumente

Radonmessgerät aus Frankreich[1]
Retroreflektor aus Italien[2]
Anionen-Messgerät aus Schweden[3]
chinesischer Mini-Rover mit bildgebendem Infrarotspektrometer[4]

Verlauf der Mission
Startdatum 3. Mai 2024Vorlage:Infobox Sonde/Wartung/Startdatum
Startrampe Kosmodrom WenchangVorlage:Infobox Sonde/Wartung/Startrampe
Vorlage:Infobox Sonde/Wartung/Verlauf
 
3. Mai 2024 Start
 
8. Mai 2024 Ankunft in einem Orbit um den Mond
 
1. Juni 2024 Landung auf der Mondrückseite
 
3. Juni 2024 Start von der Mondrückseite
 
20. Juni 2024 Rückflug zur Erde[5][6]
 
25. Juni 2024 Landung auf der Erde[7]

Geschichte

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Im Zusammenhang mit der Mission Chang’e 5, die Proben vom Vulkanmassiv Mons Rümker im Oceanus Procellarum zurückbringen sollte, hatte man, wie bei Chang’e 3, neben der eigentlichen Sonde auch eine Reservesonde vorbereitet.[15] Nach einem Fehlstart der Trägerrakete Langer Marsch 5 am 2. Juli 2017 verschob sich der Start von Chang’e 5 auf November 2020; die wesentlichen Komponenten der Reservesonde waren 2017 bereits fertiggestellt.[16] Noch während man bei der Rakete den Fehler suchte, beschloss man, bei einem Erfolg der Mission Chang’e 5 das Reserveexemplar unter der Bezeichnung „Chang’e 6“ für eine zweite Probenrückführmission zum Mond zu schicken. Über Details wie die Frage, ob man auf der Vorder- oder der erdabgewandten Seite des Mondes landen sollte, wollte man erst nach dem Abschluss der Mission Chang’e 5 entscheiden. Dennoch unterzeichnete das französische Centre national d’études spatiales bereits am 25. März 2019 mit der Nationalen Behörde für Wissenschaft, Technik und Industrie in der Landesverteidigung eine Absichtserklärung über eine konkrete Zusammenarbeit bei den wissenschaftlichen Nutzlasten.[17] Am 18. April 2019 veröffentlichte die Nationale Raumfahrtbehörde offiziell eine Einladung an Institutionen aus aller Welt, sich mit Nutzlasten an der Mission Chang’e 6 zu beteiligen, woraufhin gut 20 entsprechende Vorschläge eingingen.[18]

Im weiteren Verlauf wurde das Missionskonzept mehrfach geändert. So wollte man im Sommer 2020 nicht mehr die Reservesonde von Chang’e 5 verwenden, sondern einen mobilen Lander.[19] Wissenschaftler von der Fakultät für Raumfahrttechnik der Universität für Luft- und Raumfahrt Nanjing bauten 2021 einen 1,2 t schweren Prototyp, der dem Chang’e-3-Bus nicht unähnlich war, aber durch in die Stoßdämpfer der Landebeine eingebaute Aktoren jedes Bein in drei Richtungen bewegen konnte. Bei Tests im Labor wurde eine Schreitmethode erarbeitet, bei der immer drei Beine auf dem Boden blieben, während der Lander mit dem vierten Bein einen neuen Stand suchte. Der Lander bewegte sich dadurch sehr langsam, aber relativ sicher.[20] Im Dezember 2021 verkündete jedoch Wu Yanhua, der stellvertretende Direktor der Nationalen Raumfahrtbehörde, dass man doch auf die Reservesonde von Chang’e 5 zurückgreifen und nur an einer Stelle Bodenproben entnehmen wollte.[15]

Ursprünglich sollte bei der Mission ein von Russland zur Verfügung gestellter Detektor für Oberflächeneis mitgeführt werden.[21] In China ist man in Bezug auf die praktische Nutzbarkeit von Mondeis jedoch eher skeptisch,[22] und aufgrund geopolitischer Verwerfungen war ab 2022 eine russische Mitarbeit an Raumfahrtprojekten mit einem Unsicherheitsfaktor behaftet. Als Wang Qiong (王琼) vom Zentrum für Monderkundungs- und Raumfahrt-Projekte der Nationalen Raumfahrtbehörde[23] am 21. September 2022 auf dem jährlichen Kongress der International Astronautical Federation in Paris die Internationale Mondforschungsstation vorstellte, erwähnte er Russland nicht mehr.[24] Stattdessen war Wu Yanhua, der den Kongress vorzeitig verlassen hatte,[25] mit einer chinesischen Delegation nach Islamabad gereist und hatte dort am 14. September 2022 mit Generalmajor Amer Nadeem, dem Direktor der Space and Upper Atmosphere Research Commission, ein Kooperationsabkommen über die Mitnahme des pakistanischen Cubesats iCube-Q bei der Mission unterzeichnet.[26] Pakistans erster Cubesat iCube-1 war am 21. November 2013 vom Kosmodrom Jasny in Russland gestartet.[27] Die Sonde selbst war Anfang September 2022 im Prinzip bereits fertiggestellt.[28]

Die gut 8 m hohe Sonde wurde unter Leitung der Chinesischen Akademie für Weltraumtechnologie gebaut, wobei die Shanghaier Akademie für Raumfahrttechnologie den Orbiter beisteuert. Beim Start hat die Sonde eine Masse von insgesamt 8,25 t, davon 5,45 t diergoler Treibstoff.[29] Chang’e 6 besteht aus vier Modulen:

  • dem in betanktem Zustand 3,8 t schweren Lander mit einem YF-36-Triebwerk mit zwischen 1,5 kN und 7,5 kN regelbarer Schubkraft sowie 16 Lageregelungstriebwerken mit 150 N, der 1–2 kg Gestein einsammeln soll[30]
  • einer 500 kg schweren Aufstiegsstufe mit einem Haupttriebwerk von 3 kN Schubkraft sowie 20 Lageregelungstriebwerken mit 10 N, 25 N und 120 N, welche die Proben zurück in eine Mondumlaufbahn bringt
  • dem 3,65 t schweren Orbiter mit einem Haupttriebwerk von 3 kN Schubkraft sowie 38 Lageregelungstriebwerken mit 10 N, 25 N und 150 N, an den die Aufstiegsstufe mit einem automatischen Rendezvousmanöver andockt
  • der 300 kg schweren Wiedereintrittskapsel mit 12 Lageregelungstriebwerken von 5 N und 20 N Schubkraft, welche die Proben zur Erde zurückbringt[31][32]

Zum Zeitpunkt der Koppelung und Übergabe der entnommenen Bodenproben im Mondorbit besitzt die Aufstiegsstufe durch den Treibstoffverbrauch noch eine Masse von 400 kg, der Orbiter mit Wiedereintrittskapsel etwa 2 t.[33]

Probenentnahmegeräte

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Für die Entnahme der Bodenproben dienen zwei Geräte: ein Kernlochbohrer und ein mechanischer Arm mit einem Grabegerät am Ende. Der Bohrer und das Gerät zur Entnahme von Oberflächenmaterial wurden an gegenüberliegenden Seiten der Sonde angebracht, die so landen soll, dass letzteres auf der sonnigen Seite liegt und der Bohrer im Schatten. Die Arbeit mit dem Grabegerät ist relativ anspruchsvoll und man will, dass die Techniker im Raumfahrtkontrollzentrum Peking den Boden gut sehen können. Auf der anderen Seite befürchtet man, dass der Bohrer mit seiner Leistungsaufnahme 1000 W heiß laufen könnte. Er ist zwar so konstruiert, dass er bei Temperaturen von bis zu 180 °C noch ordnungsgemäß arbeitet (bei irdischen Bohrmaschinen liegt die maximale Arbeitstemperatur bei 100 °C), aber vorsichtshalber platzierte man den Bohrer lieber im Schatten.[34]

Der an der Polytechnischen Universität Harbin entwickelte und in der Fabrik 529 der Akademie für Weltraumtechnologie (航天五院529厂) in Peking gebaute Kernlochbohrer besitzt eine Wolframcarbid-Bohrkrone,[35][36] deren Schneidekanten so geformt sind, dass sie für alle Arten von Gestein bis zu Mohshärte 8 geeignet ist; nach dem Prinzip der Schlagbohrmaschine soll der Bohrer durch Rotation und Stoß bis in 2 m Tiefe vordringen. Die innen hohle Bohrstange ist 2,5 m lang und besteht aus sowohl leichtem als auch festem Aluminium-Siliciumcarbid-Metallmatrix-Verbundwerkstoff (AlSiC).[37] Durch das Innere der Bohrstange führt ein dünnwandiger Schlauch aus Aramid,[38] der nach dem Ende des Bohrvorgangs mittels eines am unteren Ende eingenähten Federdraht-Mechanismus aus einer Formgedächtnislegierung verschlossen und mit einem Drahtseil nach oben herausgezogen werden soll.[39] Der Schlauch hält einerseits das Material des Bohrkerns zusammen, verhindert eine Vermischung des durch den Schlagbohrer stark pulverisierten Materials und bewahrt so die Abfolge der verschiedenen Bodenschichten.[40] Andererseits erlaubt es der weiche Aramidschlauch, den Bohrkern zu biegen und in einem torusförmigen Behälter aufzuwickeln.[41][42] Dieser wird anschließend mit einem Kranarm in einen auf der Oberseite der Aufstiegsstufe befindlichen, zylinderförmigen Transportbehälter gehoben, der vom Forschungsinstitut 510 der Chinesischen Akademie für Weltraumtechnologie in Lanzhou entwickelt wurde.[43]

Grabegerät

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Für Regolith-Proben von der Mondoberfläche benutzt man einen – ebenfalls in Harbin entwickelten – mechanischen Arm mit einem Grabegerät am Ende.[40] Der 3,7 m lange, nur 3,1 kg schwere Arm aus AlSiC ermöglicht es dank drei Gelenken und vier Freiheitsgraden sowie einem Schwenkbereich von 120°, auf einer Fläche von sieben bis acht Quadratmetern Proben zu nehmen.[44] Die Motoren an den Gelenken des Arms besitzen ein relativ großes Drehmoment von 200 Nm, um Oberflächenmaterial in verschiedenem Zustand der Verwitterung aufnehmen zu können. Um die Probenentnahme zu überwachen und besser steuern zu können, befindet sich am Ende des Arms eine Kamera für Nahaufnahmen, und weiter oben eine Kamera für Aufnahmen aus einer gewissen Entfernung.

Das eigentliche Grabegerät ist um seine Mitte drehbar an dem mechanischen Arm montiert. An einem Ende befindet sich eine an der Vorderkante leicht gezackte Schaufel, die nach dem Prinzip des Hochlöffelbaggers wie eine Planierraupe nach vorne schiebend Bodenproben aufnimmt. Über die Schaufel schiebt sich nach der Probenentnahme eine halbröhrenförmige Schutzhaube, um ein Herausrieseln des Regolith zu verhindern. Am anderen Ende des Grabegeräts befindet sich, wahlweise nach vorne schwenkbar, eine rund um den unteren Rand mit acht kleinen, haifischzahnförmigen Klingen versehene Röhre, die senkrecht auf den Boden gedrückt wird. Wenn der Rand der Röhre fest auf der Mondoberfläche sitzt, werden die leicht gekrümmten Klingen wie Blütenblätter nach innen geklappt. Sie schneiden dadurch eine halbkugelförmige Probe aus dem Boden und verschließen die Röhre.

Jede Schaufel bzw. Röhre voll Regolith wird am vorderen Ende des Arms in einem zylinderförmigen Probenaufnahmebehälter auf der Oberseite des Landers einzeln untergebracht. So wird sichergestellt, dass die Proben von verschiedenen Stellen nicht miteinander in Kontakt kommen. Wenn der Probenaufnahmebehälter voll ist, wird er verschlossen. Nun kommt ein Greifmechanismus am mechanischen Arm zum Einsatz, der den Probenaufnahmebehälter zur Aufstiegsstufe hochhebt und ihn mit Hilfe der Nahaufnahme-Kamera an seinem vorderen Ende im Inneren des torusförmigen Bohrkernbehälters platziert. Die Positionierung erfolgt mit einer Abweichung von maximal 1,5 mm. Zum Schluss wird von der Seite der äußere Deckel über den Transportbehälter geschwenkt, der eine Dichtung aus Weichmetall und elastischen Komponenten besitzt. Damit wird der Behälter gasdicht versiegelt, um eine Kontamination der Proben auf dem Weg ins Labor zu vermeiden.[43]

Wissenschaftliche Nutzlasten

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Wie bei der Mission Chang’e 5 sind für die Probenentnahme zwei Tage eingeplant.[45] Während dieser Zeit – beim Start der Aufstiegsstufe wird der Lander voraussichtlich beschädigt – sollen folgende Nutzlasten Daten sammeln:

  • Radon-Detektor (Detection of Outgassing Radon, DORN, Institut de Recherche en Astrophysique et Planétologie, Toulouse) zur Messung der Alphastrahlung, die beim Zerfall des radioaktiven Elements Radon entsteht, das wiederum ein Zerfallsprodukt von Uran und Thorium ist. Das zusammen mit dem Institut für Geologie und Geophysik der Chinesischen Akademie der Wissenschaften entwickelte, 4,5 kg schwere und 5 Millionen Euro teure Gerät[46] kann die Alphateilchen in einem Umkreis von mehreren Dutzend Metern registrieren. Durch die unterschiedlichen Halbwertszeiten der Isotope 222Rn (3,8 Tage) und 220Rn (56 Sekunden) ist es möglich, zwischen direkt an der Landestelle austretendem und aus größerer Entfernung herangetragenem Radon zu unterscheiden und so einen Einblick in den Gastransport in der – äußerst dünnen – Exosphäre des Mondes zu bekommen.[47] Anfang April 2023 hatte der Detektor den Rütteltest für die Belastungen beim Start bestanden. Nach weiteren Tests auf Hitze, Kälte und Vakuum[48] wurde er Ende Juli 2023 nach China gebracht.[46]
  • Detektor für negativ geladene Ionen (Negative Ions at the Lunar Surface, NILS, Institutet för rymdfysik, Kiruna),[21][16] ein Nachfolgemodell des Solar Wind Monitor (SWIM), der als Teil des Sub keV Atom Reflecting Analyser (SARA) auf dem indischen Mondorbiter Chandrayaan-1 mitflog.[49] Mit NILS will man herausfinden, ob es neben neutralen Wasserstoffatomen und Protonen auch negativ geladene Ionen gibt, die beim Auftreffen des Sonnenwinds auf die Mondoberfläche entstehen und von dort zurückgeworfen werden. Das zusammen mit dem Nationalen Zentrum für Weltraumwissenschaften entwickelte Gerät soll für mindestens 30 Minuten nach der Landung arbeiten und dabei die Teilchenstromdichte der eventuell vorhandenen Ionen messen sowie eine grobe Abschätzung ihrer Masse durchführen.[50]

Seitlich am Gehäuse des Landers befindet sich ein halbkugelförmiger Laser-Retroreflektor der Laboratori Nazionali di Frascati (eine Abteilung des Istituto Nazionale di Fisica Nucleare). Der gemeinsam mit dem Institut für Informationsgewinnung durch Luft- und Raumfahrt der Chinesischen Akademie der Wissenschaften entwickelte Reflektor unterstützt die Bestimmung der Orbitaldaten und die Navigation von Satelliten im lunaren Raum. Durch Lasermessungen sollen die dynamischen Abläufe zwischen Erde und Mond über einen längeren Zeitraum dokumentiert werden, es sollen die Libration, also die Taumelbewegung des Mondes, sowie die Mondgezeiten, also die periodische Deformation der Mondkruste durch die Gezeitenkraft der Erde erforscht werden.[51]

Landestelle

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Während man 2021 bei der Chinesischen Akademie für Weltraumtechnologie noch hoffte, Eisproben vom Südpol des Mondes zurückbringen zu können,[52] entschieden die Wissenschaftler um Zeng Xingguo (曾兴国, * 1988) vom Schwerpunktlabor für Mond- und Tiefraumerkundung (月球与深空探测重点实验室) bei den Nationalen Astronomischen Observatorien der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, dass es nicht nur wegen technischer Herausforderungen – die Eisproben dürfen beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre nicht schmelzen – sondern auch unter geologischen Aspekten besser wäre, weiter nördlich im Südpol-Aitken-Becken zu landen. Man erhofft sich, dort Erklärungen für die Unterschiede bei der Dicke der Mondkruste, der thermischen Struktur, der Geochemie und vor allem dem Vorkommen radioaktiver Elemente und KREEP auf der Vorder- und der Rückseite des Mondes zu finden. Hierfür fasste man den vor etwa 4 Milliarden Jahren entstandenen Apollo-Krater ins Auge. Bei dem Einschlag, der diesen Krater erzeugte, wurde zwar der ursprüngliche Boden des Südpol-Aitken-Beckens durchschlagen, die Wissenschaftler hoffen jedoch, dass etwas von diesem, rund 200 Millionen Jahre älteren Material auf den Rand des Kraters hinausgeschleudert wurde, möglicherweise zusammen mit Mantelgestein aus den Tiefen des Mondes.

Da der Lander von Chang’e 6 als Startrampe für die Aufstiegsstufe fungiert, darf er maximal um 8° aus der Horizontalen geneigt stehen. Nur so ist ein korrekter Rückstart gewährleistet. Für eine sichere Landung dürfen auch nicht zu viele Krater und Bodenerhebungen vorhanden sein. Zeng Xingguo und seine Kollegen entschieden sich für drei mögliche Stellen am südlichen Rand des Apollo-Kraters, die durch geschmolzenes Gestein von späteren Einschlägen relativ flach sind:[12]

 
Die ins Auge gefassten Landestellen. Das Kreuz im Von-Kármán-Krater markiert die Landestelle von Chang’e 4.
Bezeichnung Zentrum Höhe Neigung Krateranteil Alter erwartetes Gestein
F („flat plain“) 42,0° S, 155,0° W −5197 m 2,36° 8,61 % 2,4 Milliarden Jahre unverfälschter Mare-Basalt
L („low plain“) 41,4° S, 152,0° W −5277 m 2,37° 10,36 % 3,43 Milliarden Jahre Mare-Basalt mit Auswurfmaterial von Nachbarkratern
B („base plain“) 44,3° S, 155,0° W −4172 m 3,59° 12,71 % 3,86 Milliarden Jahre vulkanisch an die Oberfläche getragener, magmatischer Gabbro

Missionsverlauf

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Der Start von Chang’e 6 erfolgte am 3. Mai 2024 um 09:27 Uhr UTC. Die Sonde erreichte am 8. Mai um 02:21 UTC den Mond und ging in eine elliptische Umlaufbahn von etwa 200 bis 380.000 km Höhe über. Ebenfalls am 8. Mai wurde iCube-Q ausgesetzt. Die Umlaufbahn wurde danach sukzessive kreisförmiger. Chang'e 6 umkreiste den Mond 20 Tage lang, um eine geeignete Landestelle zu finden. Danach wurde das Landemodul abgetrennt. Am 1. Juni 2024 um 22:23 UTC erreichte es die Mondoberfläche im südlichen Bereich des Apollo-Kraters. Die Solarmodule und die Antenne wurden ausgefahren sowie die wissenschaftlichen Nutzlasten abgesetzt. Die Kommunikation mit dem Relais-Satelliten Queqiao-2 wurde erfolgreich hergestellt, um Daten von der Rückseite des Mondes zur Erde zu übertragen. Es wurden Bodenproben entnommen, deren Masse 2 kg betragen sollte.[53]

Am 3. Juni 2024 um 23:38 Uhr UTC startete die mit Bodenproben beladene Aufstiegsstufe der Sonde von der Rückseite des Mondes und erreichte die vorbestimmte Umlaufbahn um den Mond.[54] Es war das erste Mal in der Geschichte der Menschheit, dass eine Raumsonde Gesteinsproben von der erdabgewandten Seite des Mondes sammelte und abtransportierte. Am 6. Juni um 06:48 Uhr koppelte das Aufstiegsmodul an den Orbiter an, und die Proben wurden an Letzteren übergeben. Am 20. Juni 2024 begann die Rückkehr der Probenkapsel zur Erde, wo sie am 25. Juni in der chinesischen Provinz Innere Mongolei landete.[veraltet][5][55] Somit wurde erstmals seit Luna 24 im Jahre 1976 Material vom Mond zur Erde gebracht.

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Commons: Chang’e 6 – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. State visit of President Macron to China – In 2023, Chang’e 6 will deploy the French DORN instrument on the Moon to study the lunar exosphere. 6. November 2019, abgerufen am 4. Juni 2024 (englisch).
  2. Chang’e-6 launch: What to expect. Abgerufen am 4. Juni 2024 (englisch).
  3. Romain Canu-Blot, Martin Wieser, Stas Barabash: The Negative Ions at the Lunar Surface (NILS): first dedicated negative ion instrument on the Chang’E-6 mission to the Moon. EPSC2022-992. Copernicus Meetings, 6. Juli 2022 (copernicus.org [abgerufen am 4. Juni 2024]).
  4. Andrew Jones: China’s Chang’e-6 is carrying a surprise rover to the moon. In: SpaceNews. 6. Mai 2024, abgerufen am 4. Juni 2024 (amerikanisches Englisch).
  5. a b Andrew Jones: Chang’e-6 spacecraft dock in lunar orbit ahead of journey back to Earth. Spacenews, 6. Juni 2024.
  6. X-Nachrichten von AMSAT-DL, 20. Juni 2024.
  7. Christoph Seidler: Chang’e-6: China sammelt Gestein von erdabgewandter Seite des Mondes ein. In: Der Spiegel. 25. Juni 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 25. Juni 2024]).
  8. a b Andrew Jones: Chang’e-6 lands on far side of the moon to collect unique lunar samples. Civil. In: spacenews.com. 1. Juni 2024, abgerufen am 2. Juni 2024 (englisch).
  9. https://www.spektrum.de/news/mondforschung-china-holt-gesteinsproben-von-der-mondrueckseite/2215564
  10. 甘永、杨瑞洪: 嫦娥七号任务搭载机遇公告. (PDF; 230 kB) In: cnsa.gov.cn. 21. September 2022, abgerufen am 21. September 2022 (chinesisch).
  11. 期待,中国深空探测“大动作”! In: cnsa.gov.cn. 28. November 2022, abgerufen am 2. Dezember 2022 (chinesisch).
  12. a b Zeng Xingguo, Li Chunlai et al.: Landing site of the Chang’e-6 lunar farside sample return mission from the Apollo basin. In: nature.com. 31. Juli 2023, abgerufen am 1. August 2023 (englisch).
  13. 陈天冀、周晚萌 et al.: 考虑环月交会约束的地月转移轨道设计. (PDF; 4,71 MB) In: yhxb.org.cn. 25. Dezember 2023, S. 1832, abgerufen am 28. Dezember 2023 (chinesisch).
  14. 冷媚: 我国计划2024年发射鹊桥二号中继星. In: stdaily.com. 17. Januar 2023, abgerufen am 17. Januar 2023 (chinesisch).
  15. a b 唐明军: 我国已批复探月工程四期任务 正开启星际探测新征程. In: weixin.qq.com. 27. Dezember 2021, abgerufen am 12. Juli 2022 (chinesisch).
  16. a b 付琳: 瞄准“南极—艾特肯”盆地 嫦娥六号为建月球科研站探路. In: xinhuanet.com. 11. Mai 2021, abgerufen am 14. Juli 2022 (chinesisch).
  17. 杨婷婷、郭光昊、童黎: 中法将开展探月合作:嫦娥六号搭载法方设备. In: guancha.cn. 26. März 2019, abgerufen am 12. Juli 2022 (chinesisch).
  18. 嫦娥六号任务计划于2025年前后发射. In: cnsa.gov.cn. 25. November 2022, abgerufen am 27. November 2022 (chinesisch).
  19. Xu Lin, Wang Chi et al.: China's Lunar and Deep Space Exploration Program for the Next Decade (2020–2030). In: cjss.ac.cn. 15. September 2020, abgerufen am 13. Juli 2022 (englisch).
  20. 贾山 et al.: 可移动月球着陆器系统设计与实验验证. (PDF; 3,46 MB) In: jdse.bit.edu.cn. 5. Januar 2022, abgerufen am 13. Juli 2022 (chinesisch).
  21. a b Andrew Jones: China’s Chang’e 6 mission will collect lunar samples from the far side of the moon by 2024. In: space.com. 8. Juli 2021, abgerufen am 12. Juli 2022 (englisch).
  22. 冰冷的月坑中,或许有可利用的水冰资源. In: clep.org.cn. 21. Januar 2020, abgerufen am 8. November 2022 (chinesisch).
  23. 徐步云、程雨婷: 10多年前立下的“探月Flag”,只有我们做到了! In: lw.xinhuanet.com. 21. Januar 2021, abgerufen am 23. September 2022 (chinesisch).
  24. Andrew Jones: China seeks new partners for lunar and deep space exploration. In: spacenews.com. 28. September 2022, abgerufen am 25. Juli 2023 (englisch).
  25. Andrew Jones: Global space agency leaders see asteroid deflection, moon missions as top priorities. In: space.com. 19. September 2022, abgerufen am 22. September 2022 (englisch).
  26. 吴艳华率因访巴基斯坦空间和外大气层研究委员会. In: cnsa.gov.cn. 15. September 2022, abgerufen am 22. September 2022 (chinesisch).
  27. Suhail Yusuf: Pakistan’s first Cubesat iCube-1 launched from Russia. In: dawn.com. 21. November 2013, abgerufen am 23. September 2022 (englisch).
  28. China’s Phase-4 lunar probe mission approved by state, expected to build basic structure for Intl Lunar Research Station. In: globaltimes.cn. 10. September 2022, abgerufen am 22. November 2022 (englisch).
  29. 索阿娣、赵聪: 5.4吨推进剂如何注入中国史上最复杂航天器? In: guancha.cn. 26. November 2020, abgerufen am 26. November 2020 (chinesisch).
  30. 刘园园: 中国探月工程四期开始全面实施——访全国政协常委、中国探月工程总设计师吴伟仁. In: stdaily.com. 8. März 2022, abgerufen am 23. Juli 2022 (chinesisch).
  31. Herbert J. Kramer: Chang’e-5. In: eoportal.org. Abgerufen am 8. Mai 2022 (englisch).
  32. 张克俭、孟庆海、吴艳华: 《神奇的嫦娥五号》 第2集 飞向月球. In: tv.cctv.com. 24. November 2023, abgerufen am 8. Dezember 2023 (chinesisch). Ab 18:40.
  33. 张克俭、孟庆海、吴艳华: 《神奇的嫦娥五号》 第4集 返回地球. In: tv.cctv.com. 26. November 2023, abgerufen am 9. Dezember 2023 (chinesisch). Ab 1:20.
  34. 为了月球这抔土,嫦娥五号有多拼? In: zhuanlan.zhihu.com. 3. Dezember 2020, abgerufen am 9. Dezember 2023 (chinesisch).
  35. 汤娅: 2019年中国航天大会宇航先进材料与制造专业论坛暨第六届航天工程和高性能材料需求与应用高端论坛会议通知. In: csaspace.org.cn. 18. April 2019, abgerufen am 9. Dezember 2023 (chinesisch).
  36. Qian Yuqi, James W. Head et al.: The regolith properties of the Chang’e-5 landing region and the ground drilling experiments using lunar regolith simulants. In: sciencedirect.com. 6. November 2019, abgerufen am 9. Dezember 2023 (englisch).
  37. 碳化硅颗粒增强铝基复合材料 (AlSiC). In: zhuanlan.zhihu.com. 5. Januar 2017, abgerufen am 9. Dezember 2023 (chinesisch).
  38. Chen Tao et al.: Modeling and experimental investigation of drilling into lunar soils. In: springer.com. 21. Dezember 2018, abgerufen am 9. Dezember 2023 (englisch).
  39. 嫦娥五号任务一周年系列回顾——采样之旅. In: clep.org.cn. 2. Dezember 2021, abgerufen am 15. Dezember 2021 (chinesisch).
  40. a b 索阿娣、郑恩红: 嫦五独家揭秘:只采样可以更简单,但为了验证未来…… In: thepaper.cn. 24. November 2020, abgerufen am 25. November 2020 (chinesisch).
  41. Jiang Shengyuan, Tang Junyue et al.: Control system for a drilling & coring device in lunar exploration. In: researchgate.net. Abgerufen am 13. März 2020 (englisch).
  42. Chang’e 5 Spacecraft Overview. In: spaceflight101.com. Abgerufen am 13. März 2020 (englisch).
  43. a b 张克俭、孟庆海、吴艳华: 《神奇的嫦娥五号》 第3集 月面采样. In: tv.cctv.com. 25. November 2023, abgerufen am 9. Dezember 2023 (chinesisch). Ab 10:15.
  44. “嫦娥挖土”的“一臂之力”是怎么炼成的. In: cnsa.gov.cn. 3. Januar 2021, abgerufen am 9. Dezember 2023 (chinesisch).
  45. 嫦娥六号任务计划于2024年5月由长征五号火箭发射. In: weibo.com. 25. April 2023, abgerufen am 25. April 2023 (chinesisch).
  46. a b China航天: 据法国氡气探测仪器项目负责人今日介绍,氡气探测仪器预计在3至4周内运往中国. In: weibo.cn. 28. Juni 2023, abgerufen am 1. Juli 2023 (chinesisch).
  47. DORN, the French instrument on the Chang’e 6 mission. In: sciences-techniques.cnes.fr. 18. Dezember 2019, abgerufen am 14. Juli 2022 (englisch).
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